Patriotisches Konzert am Neuen Rathaus, Schillerplatz, 9. August 1914

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Die Friedensdemonstrationen vom Juli 1914 wurden bald durch ein komplexes „Augusterlebnis“ abgelöst, das verschiedenste Varianten einer nahezu uneingeschränkten Bereitwilligkeit prägten. Deshalb dürfte der Terminus „Entschlossenheit“ die Situation zutreffender beschreiben als Euphorie, und wenn, dann war es eher eine allgemeine nationale und keine kriegerische. Echte Massen-Kriegsdemonstrationen mit chauvinistischem Charakter blieben auf wenige Großstädte beschränkt.

Bielefelder Ansätze hierfür liefert allenfalls eine Veranstaltung vor dem Rathaus am Niederwall, als der „Posaunengeneral“ Johannes Kuhlo (1856-1941) am 9. August 1914 ein Platzkonzert gab, u. a. ein Ständchen für den englischen König intonierte („Verlassen, verlassen bin ich“) und eine Rede vor angeblich Tausenden Menschen hielt (das Foto vermittelt einen anderen Eindruck) hielt, „alle mit gleichen Empfindungen, gleichen Wünschen und gleichen Absichten. Jedenfalls eins der schönsten Bilder, die uns während der Mobilmachung zu Gesicht kamen“, wie Otto Zähler schreibt (Foto: Otto Zähler).

(Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld)

Signatur: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,10/Sammlung Militärgeschichte, Nr. 299

Lit.: Jochen Rath, Der Kriegssommer 1914 in Bielefeld – Otto Zählers „Illustrierte Kriegschronik eines Daheimgebliebenen“, in: Ravensberger Blätter 2011, Heft 1, S. 1-17

Tagebuch Hermann Bornemann, 9.8.1914

Detmold, den 9. August 1914, Sonntag
12½ wurde abmarschiert. Ich reite beim K[omman]d[eu]r an der Spitze der Kol[onne]. Es ist ein langer Heerwurm, 48 Wagen zum Beladen und der Ergänzungszug mit 5 Wagen. Wunderbare Fahrt durch den Teutoburger Wald, zwischen den Externsteinen durch; welche kollosale Waldungen! Dann durch Horn, Schlangen, Kohlstädt. In Schlangen verloren schon ein Pferd; es ging an Kolik ein und wurde der Kadaver dem Gemeindevorsteher übergeben. Ein Veterinär Bollmann ist auch bei der Kol. Um 11 Uhr waren wir in Paderborn, nachdem auch Bad Lippspringe von uns passiert war. Die Wagen wurden auf einer Wiese aufgefahren, sektionsweise, je 8 Stück in einer Front. Es ist nun schon ein schönes Bild, da auf jedem Wagen ein neuer weißer Plan ist, welcher über etliche Spriegel gespannt wird. Hier in  Paderborn war ein riesiger Menschenverkehr, da grad der Gottesdienst beendet war. Ich liege an der Detmolder Straße auf einem Gehöft Wiedekind, die Pferde stehen in einer Scheune. In Quartier bin ich Brauerstr. 7 bei [Seite 6] Müller. Vom Parkplatz bis zu den Pferden sind 35 Minuten zu gehen; deshalb schlafe ich bei denselben. Die Leute sind alle sehr nett und freundlich. Bin sehr müde und lege mich bald schlafen. Auch heute war es sehr heißt und viel Staub auf den Straßen.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.