Tagebuch Hermann Bornemann, 16.8.1914

Kleinau [Kleinhau], Eifel, den 16. August 1914
2 ½ wurde ich wach; die andern drei schliefen noch; da um 3 Uhr Abzug war, weckte ich die anderen drei energisch. Schnell sattel[n], etwas Kaffee trinken und dann raus. Kam[erad] Weinberg reitet einen großen schwarzen Gaul, und hat er Last mit dem Aufsitzen. 3:10 sind wir am Parkplatz. Die Kol[onne]  ist soeben am Abrücken. Es gibt einen kleinen Rüffel vom K[omman]d[eu]r. Wir marschieren weiter durch die Eifel, welch‘ Panorama, unendliche Höhen und Täler. Wege sind recht schlecht. Am Fuße der Gebirge zwei Stunden Rast. Wieder ein Pferd tot, ist übertrieben, die Anstrengungen sind zu groß und diese Hitze. Ein Zahlmeister einer anderen Kol[onne] reitet vorbei, wie er neben mir ist, stürzt der Gaul und ist gleich darauf tot. Herzschlag. Unsere Staffel ist insgesamt 7 ½ km lang. 5 Uhr in Eupen, kleine Stadt, mußten noch einen sehr steilen Berg hinab. Major von Staadt führte die Staffel heute, war sehr aufgeregt und tat nur gut, ihm nicht in den Weg zu kommen. Hier wimmelt alles von Militär, fast lauter Munitionskol[onnen] und Trains. ½ 9 ins Quartier; großes Gehöft Lommerich. Wirt [Seite 11] heißt Jansen, 2 km hinter Eupen nach der belgischen Grenze. Dann noch mit Weinberg zum Befehlsempfang in Eupen. W[einberg] spendierte dort ein tadelloses Abendbrot. Auf dem Rückweg wurden wir von einigen Patrouillen angehalten und Parole  verlangt. ½ 12 zur Ruhe, Notquartier, alle kamen in ein Zimmer. Das Wetter war heute etwas kühler gegen Abend.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 16.8.1914

Sonntag Vorm[ittag] 16.[8.1914] [Am] X. [zehnten Sonntag] n[ach] Trin[itatis] predigte ich über Thränen Jesu über Jerus[alem]. Es waren einige Urlauber in der Kirche, unter andern Wilh[elm] Schulz aus d8er] Sandgrube, den ich tags zuvor mit Marie Östreich R[ömer]b[rief] 13 getraut hatte.
4. Kriegsgebetstunde über Micha 6,8. Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist. „Am besten kommt man über das schreckliche Warten hinweg durch Tätigkeit: G[otte]s Wort halten, Liebe über und Beugung vor Gott“.
Keine Nachrichten in den nächsten Tagen. Daher am Mittwoch 19/8 in der 5. Kriegsbetstunde der Introitus: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Was betrübst du dich m[eine] Seele … Text: Zeph 3,17. Die Losung des Tages: Der HErr dein Gott ist bei dir, ein starker Heiland! Es wird angekündigt, daß Kriegsgrüße aus der Heimat bestellt sind und daraus das Lied vorgelesen, welches lautlos angehört wird: Vater ich rufe dich:
Randbemerkung: Am 18/8 kam Werner Hartmann, der aus Antwerpen beim Ausbruch des Kriegs hatte flüchten müssen & erzählte von Belgien.
Die Schwüle, welche durch die Schlappe bei Altkirch, wo Kanonen und Maschinengewehre vernichtet waren, sowie durch die freche Kriegserklärung Japans, fast unerträglich geworden war, löste sich, als am Abend eine erste Nachricht vom Siege bei Metz bekannt wurde. Und als die Größe des Kampfes & der Erfolg am Sonnabendmorgen gegen 9 Uhr bekannt wurde, ließen wir die Glocken läuten und sangen in Kantors Veranda ein Danklied.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 7/16.08.1914

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)