Tagebuch Hermann Bornemann, 20.8.1914

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Tagebuch Hermann Bornemann, 20.8.1914 (Ausschnitt)

Brauerei Hamoul [vermutlich Hognoul oder Hannut], den 20. August 1914

½ 5 wecken, 7 ½ Abmarsch. Schöne Gegend, breite Straßen. Viel Getreide und Zuckerrüben; auch große Flächen Luzerne und Klee. Saubere Häuser;  Leute auch anscheinend besser gesinnt als in Lüttich. Sie grüßen fast alle. Großer Verkehr der schweren Lastautos. Von ½ 11 ab ziemlich anstrengender [Seite 15] Marsch sämtlicher Kolonnen durch 4 – 5 Dörfer ziemlicher Größe. Viel Ziegeleien, alles aber Feldbrand. Abends ziemlich schlechte Wege. Das Reitpferd von Unt[ero]ff[i]iz[ier] Vorderbrügge fohlt ab. Im Dorf Langen [Landen] kurzer Halt. Ich kaufe einige Taschentücher; hier ist noch alles bewohnt. Wir marschieren bis 11 Uhr, es ist schon stockdunkel. Kein Licht darf gemacht werden. Endlich halt; nun sind wir wieder auf einer großen Straße. Einige Wagen hatten sich in den elenden Wegen festgefahren und müssen noch gebracht werden. Ein paarmal reißt die Kol[onne] ab und war es schwer, wieder anzuschließen in der Finsternis. Alles muß alarmbereit bleiben, da feindl[iche] Infanterie und Freibeutertrupps hier in der Gegend ihr Unwesen treiben sollen. Es ist ziemlich kalt. Von 2 bis 4 bin ich mit auf Wache, auch Lt. Hennerici [Hennerrici] ist mit draußen und kontrolliert die Leute. Alles bleibt jedoch still. Nur die Artillerie ist am Reden weiter vor uns. Gegen Morgen fängt es an zu regnen; es ist ungemütlich. L[eutnan]t Puwelle spendierte mir ein Butterbrot, sonst war er aber schlechter Laune. Unser Essen ist recht sparsam, die Leute aber doch guter Dinge; nur werden die Leistungen der Mannschaften wenig anerkannt. Heute hat es den ganzen Tag kein Essen  gegeben, auch keine Zeit, um etwas Kaffee kochen zu können.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

„Liste der auf dem Felde der Ehre Gefallenen in den Jahren 1914-1918“, Kirchengemeinde Heepen

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Der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Heepen hat eine Gefallenenliste für die Jahre 1914 bis 1918 angelegt und sie dem Beerdigungs-Kirchenbuch beigefügt. Der erste Eintrag betrifft den 29-jährigen August Meyer zu Stieghorst; er ist am 20. August 1914 in Lauterfingen (Loudrefing) zu Beginn der dreitägigen „Schlacht in Lothringen“ gefallen.

Signatur: LkA EKvW Kirchenbuch Kg. Heepen, Beerdigungen 1907-1932 [EKvW_0206_B_1907-1932.pdf]

Feldpost Rudolf Kisker, 20.8.1914

Villiers-Perwein
Nacht vom 20.-21./8. 14.

L. E. [Liebe Eltern].
Eben hier eingetroffen fand ich die erste Feldpost vor. Mutters lieber Brief vom 10/8. hat mich sehr erfreut. Von Georg [Rudolfs jüngster Bruder Georg Kisker, geb. 1896] hatte ich eine Karte aus Gegend Wesel. Der arme Kerl hat es doch am schwersten von uns. Wir haben anscheinend den Aufmarsch beendet. Die Infantr. ist auch da. Alle Tage kleine Kämpfe gegen Franzosen die stets wie Schafleder ausreissen und nur aus Hinterhalt schiessen. Ich liege über Tag irgendwo am sicheren Ort und werde erst Nachm. oder abends zur Truppe vorgezogen. Hier liegen wir in einem Schloss ganz angenehm. Unsere Pferde müssen viel leisten. Es geht mir sehr gut. Meine Bagage macht mir viel Last. Besonders Ordnung halten und plündern verhüten ist schwer. Möge unserem Lande nie ein Krieg beschieden sein. Es geht heute weiter vor. Ich höre das Knallen nur von Weitem. Bin zur Beförderung eingegeben.

Herzl. Rudolf

Signatur: Privatarchiv Familie Kisker, Nr. 189: Feldpostkarte von Rudolf Kisker mit Poststempel vom 19.8., 9. Kavalleriedivision

Aus dem Tagebuch von Hedwig Stegemann, Herford, 20.8.1914

Stegemann Krieg, welch schreckliches Wort

Aus dem Tagebuch von Hedwig Stegemann, Herford, August 1914 (Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 521)

Krieg, welch schreckliches Wort. Am 1. Aug. war der erste Mobilmachungstag. Am andern Tage reiste Herr Dieterle ab. Die ersten Tage stand natürlich ganz Herford auf dem Kopfe, überall verweinte Gesichter, Tränen. Am Bahnhof dagegen, wo die Soldaten durchfuhren, war die Begeisterung groß. Großartige Sprüche standen an den Zügen: Russen, Franzosen und Serben, alle müssen sie sterben, die Deutschen sollen es erben. Russische Eier, französischer Sekt, Deutsche Hiebe, wie das wohl schmeckt. Die Serben sind alle Verbrecher, ihr Reich ist ein finsteres Loch, die Russen sind nicht viel besser, aber Keile kriegen sie doch.
Der Schönste von allen war wohl: Denn alle Schuld rächt sich auf Erden, Frankreich soll westfälisch werden.

Montag kamen 1400 gefangene Belgier durch. Der ganze Perron stand natürlich voll. Hinterlistig sahen die Kerls aus.

Unser Krankenkursus ist jetzt auch glücklich beendet, in den nächsten Tagen sollen ja Verwundete kommen. Als wir vorgestern auf dem Schützenberge waren, wurden schon Betten aufgestellt.

Gestern Nachmittag wollten Mutter und ich Frau Fröhlich besuchen, da sie aber nicht zu Hause war, gingen wir zu Schierbaums. Da mögen Grete Müller nett die Ohren geklungen haben. Ich freue mich jetzt, daß ich sie los bin, etwas gewöhnlich war sie doch nur.

Quelle: Das Tagebuch der Hedwig Stegemann aus Herford im Ersten Weltkrieg (1.1.1914-10.5.1918)

Signatur: Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 521 (Transkription C. Laue)

Foto „Kriegszug Warburg – Altenbeken – Paris“, 20.8.1914

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„Kriegszug Warburg – Altenbeken – Paris“, 20.8.1914 (Foto: Kreisarchiv Paderborn/ Heinrich Müller)

Im Sommer 1914 erwarteten die meisten Deutschen, dass der Krieg innerhalb weniger Wochen siegreich beendet sein würde. Als sich das Eisenbahn-Personal am 20. August 1914 vor dem „Kriegszug Warburg – Altenbeken – Paris“ fotografieren ließ, waren die deutschen Aufmarschpläne aber bereits ins Stocken geraten.

(Wilhelm Grabe, Kreisarchiv Paderborn)