Brauerei Hamoul [vermutlich Hognoul oder Hannut], den 20. August 1914
½ 5 wecken, 7 ½ Abmarsch. Schöne Gegend, breite Straßen. Viel Getreide und Zuckerrüben; auch große Flächen Luzerne und Klee. Saubere Häuser; Leute auch anscheinend besser gesinnt als in Lüttich. Sie grüßen fast alle. Großer Verkehr der schweren Lastautos. Von ½ 11 ab ziemlich anstrengender [Seite 15] Marsch sämtlicher Kolonnen durch 4 – 5 Dörfer ziemlicher Größe. Viel Ziegeleien, alles aber Feldbrand. Abends ziemlich schlechte Wege. Das Reitpferd von Unt[ero]ff[i]iz[ier] Vorderbrügge fohlt ab. Im Dorf Langen [Landen] kurzer Halt. Ich kaufe einige Taschentücher; hier ist noch alles bewohnt. Wir marschieren bis 11 Uhr, es ist schon stockdunkel. Kein Licht darf gemacht werden. Endlich halt; nun sind wir wieder auf einer großen Straße. Einige Wagen hatten sich in den elenden Wegen festgefahren und müssen noch gebracht werden. Ein paarmal reißt die Kol[onne] ab und war es schwer, wieder anzuschließen in der Finsternis. Alles muß alarmbereit bleiben, da feindl[iche] Infanterie und Freibeutertrupps hier in der Gegend ihr Unwesen treiben sollen. Es ist ziemlich kalt. Von 2 bis 4 bin ich mit auf Wache, auch Lt. Hennerici [Hennerrici] ist mit draußen und kontrolliert die Leute. Alles bleibt jedoch still. Nur die Artillerie ist am Reden weiter vor uns. Gegen Morgen fängt es an zu regnen; es ist ungemütlich. L[eutnan]t Puwelle spendierte mir ein Butterbrot, sonst war er aber schlechter Laune. Unser Essen ist recht sparsam, die Leute aber doch guter Dinge; nur werden die Leistungen der Mannschaften wenig anerkannt. Heute hat es den ganzen Tag kein Essen gegeben, auch keine Zeit, um etwas Kaffee kochen zu können.
Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.