Tagebuch Hermann Bornemann, 21.8.1914

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Tagebuch Hermann Bornemann, 21.8.1914 (Ausschnitt)

Biwack auf der Straße bei Langen, Richtung Brüssel, den 21. August

½ 5 wecken, Kaffee kochen, Pferde tränken. Haben alle guten Hunger. Durch [Seite 16] kollosalen Staub gestern sehen alle, Menschen und Pferde, grau und verdreckt aus. Wir reinigen uns erst einmal persönlich an einem Loch. Einige Flieger ziehen über uns weg. Die Kaffeebohnen wurden heil gekocht heute Morgen, da keine Mühle zu haben war. Schmeckte nicht gut, doch es ging, das Wasser war ja heiß. Der Chef ist recht schlechter Laune, hat schon viele Leute angestaucht. Ein Kalb wir[d] geschlachtet, einige Kartoffeln sind auch bald gefunden und ½ 1 ist ein gutes Essen fertig. Liegen bis ½ 2 still und gestern dieser kolossale Marsch. 2 Uhr Abmarsch Richtung Brüssel. Schreibe erst noch zwei Karten. Die Feldpost treffen wir wohl mal; dann werden wir die Sachen los. Kommen an einem brennenden Gehöft vorbei; einige tote Pferde liegen dort. Passieren noch einige schöne Dörfer und Städte. Leider hat keine eine Karte; man weiß nicht, wie die Ortschaften heißen. Beziehen in einem herrlichen Schloß Massenquartier; ich mit den Pferden im Marstall. Wunderbar eingerichtet. Richtiger Park. In einer Geschirrkammer ganze Haufen Sattelzeug. Starke Sicherung, da in dem Nachbargehöft in voriger Nacht eine Husaren-Patrouille hingeschlachtet ist. Auch dieses Gebäude brennt noch. Die ganze Familie ist erschossen. Heute die Gräber im Garten gesehen. Dies Schloß und Dorf heißt Le Usine Mechelin. Wetter war heute schön; die Straßen sind mit mächtigen Bäumen bestanden, vier Reihen. Überall große Landgüter und Schlösser. Viel Vieh läuft hier herrenlos herum. Ich lege mich im Stalle schlafen. Einige Infanteristen [Seite 17] schlafen auch hier; jeder die Waffe zur Hand.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

Sammelstelle für Liebesgaben, Lemgo 1914

LP_21_08_1914k

Lippische Post, 21. August 1914

Wir haben im Hause der früheren Lederfabrik Potthoff, Eingang Stiftstraße, eine

Sammelstelle

für Liebesgaben errichtet. Die Annahme findet werktäglich Morgens von 10-12 Uhr und Nachmittags von 3-5 Uhr statt. Es wird gebeten, nur Gaben zu senden, die nicht dem Verderben ausgesetzt sind, wie Cigarren, Tabak, Schokolade, Cakes, Limonaden, Wein, geräucherte Schinken und Würste, Conserven Seife usw. erwünscht.

Der Vorstand des Vaterl[ändischen] Frauen-Vereins
für Lemgo und Brake
Frau Hanna Schurig

Signatur: Stadtarchiv Lemgo, Bestand Z