Biwack auf der Straße bei Charbey, den 23. August 1914
Die ganze Nacht und auch nun noch eine mächtige Kanonade vor Namur. ½ 7 fertig machen. Es regnet ziemlich; die Pferde sind alle recht schlapp. Auch ist kollosaler Autoverkehr. Große staubfreie Straßen. Es wird für zwei Tage Rindfleisch empfangen, ein jeder erhält ein tüchtiges Stück. Gestern Abend wurde bekannt gegeben, daß in Lothringen die Franzosen geschlagen und 45.000 Gefangene gemacht seien. Wir brachten ein ‚Hurra‘ auf unsere Kameraden aus. Der Kanonendonner vor Namur dauert ununterbrochen an. Es lautet ganz furchtbar. Die Luft bebt ordentlich. Mittagessen, Ragou und Kartoffeln. ½ 6 wird wieder marschiert; Richtung Namur. Kommen zwischen verschiedenen Batteriestellungen durch. Kommen durch Ernage, eine größere Fabrikstadt. Saubere Häuser, dann viele große Güter, mächtige Parkanlagen. Bald ist es dunkel; kommen auf [Seite 19] Feldwege. Viel Biwackfeuer von den Truppen. ½ 11 auf einem Feld Biwack beziehen. Schliefen am Fuße einiger Kornmieten. Ich ritt mit Lt. Henrici [Hennerrici] noch einmal zurück, da selbiger seinen Bronzering verloren. Wir fanden ihn dann in der Nähe eines Schlosses. Wetter ist kühl geworden, doch regnet es nicht mehr. Nachdem ich das Pferd gepflegt, legte ich mich auch schlafen.
Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.