Tagebuch Hermann Bornemann, 29.8.1914

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Tagebuch Hermann Bornemann, 29.8.1914 (Ausschnitt)

Biwack bei Binche, den 29. August 1914

5 Uhr auf. 7 ½ Abmarsch nach einen 7 ½ km entfernten Rittergut zum Empfang von Hafer und Weizen. Kollosales [Kolossales] Gut, Pferdeställe für einige hundert Tiere. Fanden schönen Weiß- und Rotwein vor, schmeckte köstlich.
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Mehrere 1000 Flaschen sind von einem Div[isions]-Stab, welcher hier liegt, beschlagnahmt. Ich blieb auf Wache bei den Off[iziers]pferden. Unendliche Mengen Korn sind hier aufgeschichtet, fünf Kornböden übereinander. Einige Hähne und Hühner mußten auch dran glauben und mit uns gehen. Hunderte liefen hier herum. ½ 6 Abmarsch nach Bienne les Happard [Bienne-lez-Happard]. ½ 10 trafen wir hier ein. Schell etwas Kartoffeln mit Soße und dann ins Stroh. Unsere Pferde stehen in einem leidlich guten Strohschuppen. Es ist streng verboten, etwas ohne Anweisung zu nehmen, da den Leuten schon viel genommen. Richtung Maubeuge schwerer Geschützkampf.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 29.8.1914

Herr Kantor bringt von der Post die Nachricht, ein Fort von Givet sei genommen. Wir singen im Konf[irmandenunterricht] [?] 374 im gegensatz zu der Besorgnis am Mittwoch. Diese Nachricht ist dann dahin zu berichtigen, daß Manonville östliche von Lunèville, das stärkste Sperrfort der Franzosen, in deutschen Besitz gekommen ist.
Gegen2 Uhr erwachte ich auf dem Sofa von Schüssen. Ich will hinaus & auf m[eine] Frage sagte mir Frau Wobker: Die Russen sind aus Deutschland heraus. Da ein Telegramm aus Berlin die Nachricht bestätigte, wurde geläutet. So gnädig hat also Gott unsere Gebete erhört. Sein Name sei hochgelobt.
Clara war mit Maria & den Töchtern um 11.58 [Uhr] von Neue Mühle nach Minden gefahren. Ihnen konnte ich noch mit dem Omnibus einen Siegesgruß nachsenden. Wie werden sie in Minden mit den Soldatensöhnen feiern!
Leider sollte dieser Tag nicht so fröhlich enden, wie er begonnen. Als ich zu H[er]rn Kantor Röhr kam, um die N[eue] Westf[älische] V[olks]z[ei]t[un]g von ihm zu erbitten für den Anschlag an Breitenbürgers Baum, teilte er mir die betrübende Nachricht von dem Verlust von 4 Kriegsschiffen in einem schweren Seegefecht bei Helgoland mit. Das Gefecht war am Freitag, wo der Lehrtext der Losungen Röm[er] 8,28 mich schon bange gemacht hat. Doch ist derselbe auch unser Trost. Der HErr und nichts anderes ist uns Schutz in der Not. Wir hatten wohl nötig, daran erinnert zu werden. Den Anschlag habe ich trotzdem gemacht mit der Meldung des Verlustets. Gott schütze unser Vaterland!

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 8/29.08.1914

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)