Tagebuch Hermann Bornemann, 31.8.1914

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Tagebuch Hermann Bornemann, 31.8.1914 (Ausschnitt)

[Seite 25]
Bienne les Happard, den 31. August 1914

5 bis 6 ½ Stalldienst. Von unseren Quartierleuten bekamen wir Kaffee und etwas Butter. Wir schenkten ihnen als Dank zwei von unseren Broten, da dieses den Leuten sehr knapp wird. Sie sind sehr alt; Geld nehmen sie nicht an. Dann schälte ich für die Sektion Kartoffeln, da alle anderen Leute fort sind. Unser Koch Friedrichsmeier revanchierte sich mit einem kleinen Frühstück. Unser Essen ist in den letzten Tagen gut und reichlich. Auch kann man etwas Milch kaufen. Ein Brief nach Hause. Noch immer keine Post erhalten in der ganzen Zeit. Die Kol[onne] schlachtete ein Schwein. Obst gibt es hier auch eine Menge. ½ 5 Mittag gegessen. Die halbe Kol[onne] hat heute nur entladen. In unserer Nähe schießt eine österreichische schwere Mörserbatterie, macht jedes Mal einen kollosalen [kolossalen] Krach. ½ 10 ins Stroh. L[eutnan]t Meier zur Hartlage hat für die Kol[onnen] 119 Fl[aschen] Wein requiriert von einem Gut hier in der Nähe. L[euntnant] Puwelle spendierte 3 Fl[aschen], weil wir den Wein abladen mußten. Auch sind in den letzten Tagen mehrere schöne Pferde für die Kol[onne] requiriert, da einige unserer alten eingegangen sind.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 31.8.1914

Während ich im Garten grub und Salat pflanzte, hörte ich in der Ferne Schießen, ich vermute Artillerie Übungen. Als ich ins Haus ging, war Wegewärter Pöhler da. Er sagte von einem neuen Sieg über die Russen, wobei 30.000 Gefangene gemacht wären. Es stellte sich heraus, daß es nur der Bericht über den Erfolg der schon bekannten Russenschlacht war, darum ließ ich nicht läuten, obwohl der kranke Reservist Rische [?] bei Krämer darum anfragte. Der alte Schmücke wollte noch „Waffen des Wortes“ für seinen Sohn haben. Es sind keine mehr da. Den Rest des Vormittags füllte ich mit Briefen an H. Grothaus, H. & E. Schulte & Fr[au] Stiegelmeier aus:
Am Nachmittage war ich zur hebr. Conference nach Buer. Vorn im Dorf las ich den Anschlag von der Versenkung des Hilfskreuzers „Kaiser Wilhelm d. Gr.“ in den neutralen Gewässern von Rio del Oro. Auf der Konferenz war natürlich auch nur vom Kriege die Rede. P[astor] Heintzes Sohn Werner ist Rekrut in Hildesheim, der Schwiegersohn Berner stellt sich in Bi[?]. Sup[erintendent] Knocke meinte, im engl[ischen] Minist[er]Präs[identen] Grey [gemeint war der englische Außenminister Sir Edward Grey (1862-1933)] sei der Teufel leibhaftig; das kann ich nicht teilen. Auf dem Rückwege fragte man mich in Markendorf, ob ich wisse, was das Läuten in Meesdorf bedeute. Ich hörte nachher, in Lintorf, Rabber etc. sei eine falsche Siegesnachricht verbreitet. Falsche Nachrichten bedürfen wir nicht. Wir haben genug echte. Ein Knecht auf dem Kleewagen pfiff die Melodie ‚Eine feste Burg ist unser Gott‘.
Von Lili eine Karte gekommen im Umschlag von Frankfurt. Sie hat nun Nachrichten von ihren Kindern & von deutschen Siegen. In Italien bessert sich die Stimmung gegen Deutschland. Natürlich, man hält es „mit den Gewinnern“.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 9/31.08.1914

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)