Tagebuch Hermann Bornemann, 3.9.1914

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Tagebuch Hermann Bornemann, 3.9.1914 (Ausschnitt)

Biwack in Bienne les Happard, den 3. September 1914, Donnerstag

4 ¾ wecken. 6 ½ marschiert die HalbKol[onne] ab. Ich ließ mein und des K[omman]d[eur]s Pferd beschlagen. Unser Fahnenschmied meinte, dies wäre der Friedensbeschlag, wo ich mit nach Hause rücken würde. Hoffen wir das Beste; ich glaube nicht recht dran. Dieser Tage sagte L[eutnan]t Henrici [Hennerrici]: ‚Mein lieber B[ornemann], glauben Sie mir, der Krieg dauert länger als ein Jahr‘. Dies glaube ich nun aber auch nicht. Ich suchte dann noch mit Kam[erad] Kipp unseren Freund G. Friese bei der Kol[onne] 41, trafen ihn aber nicht. Kaufte mir einige Eier und etwas Milch. Zum Frühstück aß ich dann ein Spiegelei, mal etwas
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Neues. Zu Mittag gab es Rinderbraten, Bratkartoffeln und ein Glas Wein. Wir leben also zur Zeit wie die Fürsten. Nur wird die Sache doch allmählich langweilig, da wir nun einige Tage hier liegen. Die Kol[onne] brachte heute beim Einrücken einen Esel mit zum allgemeinen Gaudium. Auch sind dem K[omman]d[eu]r heute einige gebratene Tauben gestohlen, worüber derselbe mit Recht sehr ungehalten. Bisher hat ein jeder in den letzten Tagen noch satt essen können. Ein schöner Streich ist es nicht! Schrieb noch einige Karten an die Kinder. Um ½ 10 wieder unter den Wagen. Wetter schön.

Quelle: Tagebuch von Hermann Bornemann (Herford). Privatbesitz. Leihgabe an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz.

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, 2/1914

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe) Nr. 2 / 1914 (Ausschnitt)

Zur Beachtung!
1.    Gebt Eure Adresse ganz genau an, (Armeekorps, Division, Regiment, Bataillon, Compagnie) da Euch sonst unsere Briefe nicht erreichen.
2.    Eure Pflicht ist es, möglichst oft zu schreiben, vor allen Dingen nach jedem Gefecht oder jeder Schlacht, sobald Ihr könnt. Schreibt aber nie „wir haben stark gelitten“ oder „es sind viele gefallen“, da das Aufregung in der Gemeinde gibt.
3.    Ist jemand verwundet so soll er selbst so schnell wie irgend möglich schreiben oder schreiben lassen mit genauer Angabe der Art seiner Verwundung. Niemand anders aber schreibe, darum bitte ich alle ganz dringend, seinen Angehörigen davon, da das zu den größten Aufregungen führt.
4.    Seht ihr ein Kind unserer Gemeinde neben euch fallen, kein Wort davon nach Hause geschrieben! Wir haben es erlebt, daß die Toten nur leicht verwundet waren. Wieviel Kummer hatten die Eltern durch jene Nachricht gehabt. Sehr ihr aber wirklich jemanden neben euch sterben, so teil es mir sofort in einem Briefe mit und schreibt wie und wo er gefallen ist.
5.    Alles Traurige was Ihr erlebt, Hunger, Durst etc. behaltet still für Euch, macht Euren Lieben das Herz nicht schwer

In treuer Sorge um Euch und Eure Angehörigen bittet Euch darum
Euer Pastor.

Download der Ausgabe 2 / 1914

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Brief des Malers Peter August Böckstiegel an Hanna Müller, 3. September 1914 (Auszug)

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Kurz nach Kriegsausbruch, am 3. September 1914, schreibt der Maler Peter August Böckstiegel aus Arrode (Werther) an seine spätere Ehefrau Hanna Müller in Dresden. Er berichtet zunächst, dass er noch nicht zum Landsturm einberufen wurde, um dann auf die hohen Verluste einzugehen, die schon in den ersten Tagen des Krieges zu beklagen waren. Im Januar 1915 musste dann auch Peter August Böckstiegel seinen Kriegsdienst als Landsturmmann antreten. Er erhielt im schlesischen Märzdorf seine militärische Ausbildung, anschließend wurde er zwischen 1916 und 1918 in Russland, Rumänien und der Ukraine eingesetzt. Erst im März 1919 kehrte er mit einem englischen Truppentransport aus der Ukraine nach Deutschland zurück.

Transkription:

„Meine liebe Hanna! Heute Sonntagnachmittag sitze ich in der Stube und denke an Dir, war sonst um diese Zeit schon lange bei Dir, um etwas an die Luft zu gehen, was ich heute alleine besorgen muß, immer mit Dich, meine Hanna, im Herzen. […] Bei uns ist alles mit Verwundeten fast in jedem Bauernhaus gefüllt. Schon viele Schulkammeraden und Bekannte sind schon den Heldentot in die Arme gefallen, auch ein Lehrkollege von mir ist bei Verdun […] gefallen. Mein Bruder ist wieder an der Bahn tätig, was er mir gestern geschrieben hat, ist er zurückberufen.“

(Ralf Othengrafen, Kreisarchiv Gütersloh)

 

Signatur: Kreisarchiv Gütersloh, C 01/1 – 001/1/17

Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen „Schütz dich Gott“

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Die Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen „Schütz dich Gott“ sind mit wenigen Ausnahmen wöchentlich erschienen. Verfasst wurden sie vom Gemeindepfarrer Paul Ruperti. Er war zwischen 1910 und 1937 Pfarrer in Lüdenhausen. Der im Jahr 1879 in Braunschweig geborene Ruperti verstarb 1937 auf Amrum. 1925 veröffentlichte Paul Ruperti eine 48-seitige Schrift zum 50-jährigen Jubiläum des Hermannsdenkmals, dessen Bild auch seine „Heimatgrüße“ zierte, unter dem Titel „Hermann der Befreier. Ein Gedenkblatt zum 16. August 1925“.

Die Briefe „Schütz Dich Gott!“ an die Soldaten im Felde – in Stil und Layout an einen klassischen Gemeindebrief erinnernd – beinhalten in der Regel eine Predigt und Nachrichten aus der Gemeinde. Diese Gemeindenachrichten beziehen sich häufig auf die daheim in „Urlaub“ befindlichen Soldaten aus dem Felde und verbreiten zudem Neuigkeiten über gefallene oder gesundete Soldaten.

Auch gab der Pfarrer den Soldaten strikte Anweisungen, wie sie ihre Feldpost formulieren sollten, um in der Heimat und bei den eigenen Familien für so wenig Sorge und Aufruhr wie möglich zu sorgen. Zum Teil wurden auch Gedichte und Ehrentafeln abgedruckt. An Neujahr, Ostern, Pfingsten und Weihnachten gab es ein koloriertes Deckblatt.

 (Kristina Ruppel, Landeskirchliches Archiv Detmold)