Der kaum 20-jährige Student der Theologie Hans Friedrich, geboren am 12. Juni 1894, begann sein Studium im Sommersemester 1914 in Bethel, bevor der Krieg ausbrach und er Soldat wurde. In Verdun erkrankte Hans Friedrich an Typhus und verstarb am 6. Dezember 1914 im Lazarett. Seine „Personalakte“ aus der Theologischen Schule Bethel beinhaltet einige Dokumente über seinen Werdegang und von seiner trauernden Familie.
Lebenslauf
Am 12. Juni des Jahres 1894, als Sohn des Gutsverwalters Paul Friedrich, zu Groß Hoschütz Kreis Ratibor in Oberschlesien geboren, besuchte ich nach privater Vorbereitung die Sexta [Klasse 5] des Realgymnasiums zu St. Johann in Danzig. Infolge der Versetzung meines Vaters als staatlicher Gutsverwalter nach Wongrowitz, besuchte ich dort von Quinta [Klasse 6] ab das humanistische Gymnasium. Ostern 1914 habe ich das Abiturientenexamen bestanden und beabsichtige, mich der Theologie zu widmen. Da ich hier nur 1 Jahr Hebräisch mitgenommen habe, muß ich das Hebraikum noch machen. Zu diesem Zwecke und zur Einführung in die Theologie komme ich gern nach Bethel, da ich glaube, dort einen guten Grund für mein späteres Studium zu legen.
Hans Friedrich

Telegramm an die Theologische Schule Bethel bei Bielefeld:
Komme nicht zum Sommersemester – Brief folgt – Hans Friedrich

Todesanzeige Hans Friedrich

Wongrowitz, am 6t. Januar 1915
Sehr geehrter Herr Pastor!
Gestatten Sie mir bitte daß ich Ihnen, und wenn ich um gütige Uebervermittelung bitten darf, den Herr[e]n Lehrern und Schülern der Ihnen unterstellten theologischen Schule für die große Liebe und Treue welche Sie alle unserem Hans in so reichem Maße erwiesen haben, meiner Frau und meinen wärmsten, herzlichsten Dank hierdurch aussprechen darf.
Hans hat es auch uns gegenüber ausgesprochen, wie gern und dankbar er an die schöne in Bethel erlebte Zeit, die ihm so viel gegeben, zurückdachte. Daß er die ersten, für sein weiteres Leben und seinen späteren Beruf maßgebenden und segensreichen Grundsätze und Eindrücke aus Ihrer Anstalt mitnehmen durfte, dafür sind wir Ihnen und seinen Lehrern tiefgefühltesten Dank schuldig; ebenso für die unsere Elternherzen erfreuende vollzählige Teilnahme an der Beerdigungsfeier,
und die freundliche, Empfänger und Geber ehrende, Kranzspende.
Den früheren Kameraden unseres lieben Heimgegangenen danken wir für alle ihm erwiesene treue Freundschaft, die Beteiligung an der für uns unvergeßlichen Feier, und die ihm gewidmete Kranzspende herzlichst.
Gott der Herr lohne Ihnen was Sie und die ganze theologische Schule an unserem Jungen gethan haben,
wozu wir Eltern ja völlig außer Stande sind.
Mit den angelegentlichsten Empfehlungen und besten Grüßen, auch von meiner Frau, an Sie und Ihre verehrten Herrn Collegen habe ich, in vorzüglichster Hochachtung und nochmaligem herzlichstem Dank, die Ehre zu sein
Ihr sehr ergebenster
Friedrich

Wongrowitz, den 16.II. 15.
H[errn] P[astor] Jäger
Sehr geehrter Herr Pastor!
Für das Geld ist bereits gedankt
Durch Ihr wertes Schreiben vom 6t ds. Mts, hatten Sie die Güte mir den Empfang der überwiesenen 200 M. zu bestätigen. Ich muß tausendmal um Vergebung bitten, daß das Ihnen s[ein]er Zeit von meiner Frau auf dem Postabschnitt avisierte Schreiben noch immer ausgeblieben ist. Wir beiden
Alten waren aber, neben der auf uns lastenden seelischen Depression, auch gesundheitlich und körperlich so elend und herunter, daß ich während dieser ganzen Zeit von Privatsachen nur das Allernötigste zu erledigen vermochte, und auch das Schreiben an Sie immer wieder aufschob. Es war meiner Frau und mir Herzensbedürfnis, uns in irgend einer Weise für alle, nicht allein nur gelegentlich der Beerdigung
unseres lieben Hans durch gütige Vermittelung der Grabstellen, sondern auch diesem selbst bei Lebzeiten während seines Aufenthalts auf Ihrer Theologischen Schule, erwiesene Liebe erkenntlich zu zeigen. Aus diesem Gefühl heraus, darf ich wohl bitten dieses kleine Scherflein zum Besten Ihrer Hochschule, welcher unser Junge soviel verdankt, oder zu welchem Zweck Sie es sonst zu verwenden für gut und zweckmäßig halten, freundlichst anzunehmen.
Nun nehmen Sie bitte auf diesem Wege nochmals meiner Frau und meinen herzlichsten Dank für Alles was Sie unserem Kinde und uns gethan haben gütigst entgegen, und genehmigen Sie die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung und Verehrung, mit welcher ich die Ehre habe zu sein und stets zu bleiben
Ihr aufrichtig und sehr ergebener
Friedrich
Signatur: LkA EKvW 13.99 Nr. 982/7