Brief von der Front an das Pfarramt in Werther, 30.12.1914

An das Pfarramt zu Werther
30.12.1914

Freudigen Herzens habe ich die liebevollen Grüße aus der teuren Heimat aufgenommen und bringe dafür meinen tiefgefühlten, herzlichsten Dank. Die lieben friedlich läutenden Weihnachtsglocken waren bei uns verstummt, stattdessen hörte man das Dröhnen und Krachen der Kanonen. Schon am Tage vor dem Feste griffen die Franzosen verschiedene Stellungen von uns an, wurden dann aber [unter] schweren Verlusten zurückgeschlagen und dabei noch gegen 200 Gefangene gemacht. Heiligen Abend feierten wir in Beisein unseres Hauptmanns in der Steinhöhle, welcher eine tiefergreifende, eindrucksvolle Ansprache an die Kompagnie hielt. Auch einer unserer Kameraden nahm das Testament zur Hand und reichte trostreiche Worte an uns. [?] Die Höhle war ausgeschmückt mit Tannenzweigen und in der Mitte leuchtete der schöne Christbaum. Vor allem habe ich meinem Gott gedankt, der uns auch hier auf Frankreichs Boden hat Weihnachten feiern lassen, gedacht der Kameraden, die der grüne Rasen in sich birgt und gedankt unserem allmächtigen Gott der uns beschützt hat in den Tagen wo wir von Not, vom Tode und von Gefahr umringt waren. Am ersten Feiertage kamen wir dann zur Ablösung der anderen kurz [?] in den Schützengraben und gleichzeitig durfte ich am selbigen Abend auf Vorposten ziehen. Gedacht habe ich meiner lieben Heimat als die Kameraden im Schützengraben die lieben Weihnachtslieder anstimmten, so bleibt mir diese als eine stete Erinnerung, wenn ich gesund meine Heimat wiedersehen werde. Den lieben Heimatgemeinden meinen herzlichsten Dank und viele liebe Grüße sendet
Jäger August Heidbrede

Signatur: LkA EKvW 4.81 Nr. 501

Goldsammlungen im Amt Halle/ Westf., Dezember 1914

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Anregungen des Amtmannes des Amtes Halle für eine möglichst effektive Durchführung der Goldsammlungen im Kreis Halle vom 11. Dezember 1914. Mit dem Gold aus Privatbesitz sollte der Krieg finanziert werden. Der Amtmann betont, dass eine derartige Sammlung nur dann erfolgreich sein könne, wenn sie von „angesehenen Personen“ durchgeführt wird. Er empfahl daher, Lehrer für die Sammlungen einzusetzen. Diese seien von den Maßnahmen überzeugt und könnten so das „verborgen gehaltene Gold flüssig […] machen.“ Er schlug zudem einen Wettbewerb zwischen den Ämtern des Kreises Halle/ Westf. vor, um die Spendenbereitschaft der Bürger anzufachen.

(Ralf Othengrafen, Kreisarchiv Gütersloh)

Signatur: Kreisarchiv Gütersloh, H LR 2 K – 003/05

Hans Friedrich – verhinderter Student der Theologischen Schule Bethel

Der kaum 20-jährige Student der Theologie Hans Friedrich, geboren am 12. Juni 1894, begann sein Studium im Sommersemester 1914 in Bethel, bevor der Krieg ausbrach und er Soldat wurde. In Verdun erkrankte Hans Friedrich an Typhus und verstarb am 6. Dezember 1914 im Lazarett. Seine „Personalakte“ aus der Theologischen Schule Bethel beinhaltet einige Dokumente über seinen Werdegang und von seiner trauernden Familie.

Lebenslauf

Am 12. Juni des Jahres 1894, als Sohn des Gutsverwalters Paul Friedrich, zu Groß Hoschütz Kreis Ratibor in Oberschlesien geboren, besuchte ich nach privater Vorbereitung die Sexta [Klasse 5] des Realgymnasiums zu St. Johann in Danzig. Infolge der Versetzung meines Vaters als staatlicher Gutsverwalter nach Wongrowitz, besuchte ich dort von Quinta [Klasse 6] ab das humanistische Gymnasium. Ostern 1914 habe ich das Abiturientenexamen bestanden und beabsichtige, mich der Theologie zu widmen. Da ich hier nur 1 Jahr Hebräisch mitgenommen habe, muß ich das Hebraikum noch machen. Zu diesem Zwecke und zur Einführung in die Theologie komme ich gern nach Bethel, da ich glaube, dort einen guten Grund für mein späteres Studium zu legen.

Hans Friedrich

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Telegramm an die Theologische Schule Bethel bei Bielefeld:

Komme nicht zum Sommersemester – Brief folgt – Hans Friedrich

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Todesanzeige Hans Friedrich

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Wongrowitz, am 6t. Januar 1915

Sehr geehrter Herr Pastor!

Gestatten Sie mir bitte daß ich Ihnen, und wenn ich um gütige Uebervermittelung bitten darf, den Herr[e]n Lehrern und Schülern der Ihnen unterstellten theologischen Schule für die große Liebe und Treue welche Sie alle unserem Hans in so reichem Maße erwiesen haben, meiner Frau und meinen wärmsten, herzlichsten Dank hierdurch aussprechen darf.
Hans hat es auch uns gegenüber ausgesprochen, wie gern und dankbar er an die schöne in Bethel erlebte Zeit, die ihm so viel gegeben, zurückdachte. Daß er die ersten, für sein weiteres Leben und seinen späteren Beruf maßgebenden und segensreichen Grundsätze und Eindrücke aus Ihrer Anstalt mitnehmen durfte, dafür sind wir Ihnen und seinen Lehrern tiefgefühltesten Dank schuldig; ebenso für die unsere Elternherzen erfreuende vollzählige Teilnahme an der Beerdigungsfeier,
und die freundliche, Empfänger und Geber ehrende, Kranzspende.
Den früheren Kameraden unseres lieben Heimgegangenen danken wir für alle ihm erwiesene treue Freundschaft, die Beteiligung an der für uns unvergeßlichen Feier, und die ihm gewidmete Kranzspende herzlichst.
Gott der Herr lohne Ihnen was Sie und die ganze theologische Schule an unserem Jungen gethan haben,
wozu wir Eltern ja völlig außer Stande sind.
Mit den angelegentlichsten Empfehlungen und besten Grüßen, auch von meiner Frau, an Sie und Ihre verehrten Herrn Collegen habe ich, in vorzüglichster Hochachtung und nochmaligem herzlichstem Dank, die Ehre zu sein
Ihr sehr ergebenster
Friedrich

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Wongrowitz, den 16.II. 15.

H[errn] P[astor] Jäger
Sehr geehrter Herr Pastor!
Für das Geld ist bereits gedankt
Durch Ihr wertes Schreiben vom 6t ds. Mts, hatten Sie die Güte mir den Empfang der überwiesenen 200 M. zu bestätigen. Ich muß tausendmal um Vergebung bitten, daß das Ihnen s[ein]er Zeit von meiner Frau auf dem Postabschnitt avisierte Schreiben noch immer ausgeblieben ist. Wir beiden
Alten waren aber, neben der auf uns lastenden seelischen Depression, auch gesundheitlich und körperlich so elend und herunter, daß ich während dieser ganzen Zeit von Privatsachen nur das Allernötigste zu erledigen vermochte, und auch das Schreiben an Sie immer wieder aufschob. Es war meiner Frau und mir Herzensbedürfnis, uns in irgend einer Weise für alle, nicht allein nur gelegentlich der Beerdigung
unseres lieben Hans durch gütige Vermittelung der Grabstellen, sondern auch diesem selbst bei Lebzeiten während seines Aufenthalts auf Ihrer Theologischen Schule, erwiesene Liebe erkenntlich zu zeigen. Aus diesem Gefühl heraus, darf ich wohl bitten dieses kleine Scherflein zum Besten Ihrer Hochschule, welcher unser Junge soviel verdankt, oder zu welchem Zweck Sie es sonst zu verwenden für gut und zweckmäßig halten, freundlichst anzunehmen.
Nun nehmen Sie bitte auf diesem Wege nochmals meiner Frau und meinen herzlichsten Dank für Alles was Sie unserem Kinde und uns gethan haben gütigst entgegen, und genehmigen Sie die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung und Verehrung, mit welcher ich die Ehre habe zu sein und stets zu bleiben

Ihr aufrichtig und sehr ergebener
Friedrich

Signatur: LkA EKvW 13.99 Nr. 982/7

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 5.12.1914

Vortrag von Prof. Lüttgert-Halle in der Altstädter Kirche über den Krieg und die sittlich religiöse Erneuerung Deutschlands. Er betonte daß in Familie, Schule, Staat, Gesellschaft und Kirche Arbeit zu einer der deutschen Eigenart entsprechenden (Gestaltung) dieser Kriege des Volkslebens eintreten müsse welche zur wahren christlichen Freiheit nicht Ungebundenheit führt. Warum sind wir unbeliebt in der Welt, weil die straffe Heeres- und Beamtenzucht leicht zur Grobheit wird, wenn sie nicht in Schlaffheit umschlagen will. Umgestaltung unserer Stellung zur Sozialdemokratie, da diese in vaterländischer Betätigung nicht versagt hat.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 26/05.12.1914

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Das Lazarett in Bethel, 1914

Mitteilungsblatt 'Bote von Bethel', 1914

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hab_qu6s4Ausschnitt aus dem Mitteilungsblatt „Bote von Bethel“, der auch heute noch viermal jährlich erscheint. In der Winterausgabe 1914 wird über das große Lazarett berichtet, das Bethel gleich zu Beginn des Krieges eingerichtet hatte.

(Kerstin Stockhecke, Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel)

Signatur: Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, „Bote von Bethel“, Nr. 80 (1914/4)