Paul Waltking wurde am 20. Januar 1889 als ältester Sohn eines Lehrers und seiner Frau in Hahlen bei Minden geboren. Heute ein Stadtteil von Minden, war Hahlen bis zur Gebietsreform 1973 eine selbstständige Gemeinde. 1894 zog die Familie nach Minden um, da Pauls Vater an die dortige Bürgerschule II versetzt worden war. An ebendieser Schule begann im Folgejahr Paul Waltkings Schullaufbahn, die ihn im Anschluss an die Mittelschule und schließlich an das Königliche Gymnasium in Minden führte, wo er im Herbst 1908 das Abitur bestand.
Im Wintersemester 1908/1909 begann er in Heidelberg das Studium der Evangelischen Theologie. Die folgenden sieben Semester führten ihn nach Heidelberg, Göttingen und Halle. Im Herbst 1912 meldete er sich in Münster zum 1. theologischen Examen; er trat jedoch von der Examensprüfung zurück, nachdem die schriftlichen Prüfungsarbeiten sehr schlecht ausgefallen waren. Dem Rat des Generalsuperintendenten folgend, zunächst das wissenschaftliche Arbeiten zu erlernen, entschied sich Paul Waltking gegen einen direkten erneuten Versuch. Er besuchte zur Überbrückung im Sommersemester 1913 die Theologische Schule in Bethel, um sich dort auf das bevorstehende Examen vorzubereiten. Nach erfolgreichem Abschluss Ostern 1914 trat der mittlerweile Fünfundzwanzigjährige in der evangelischen Kirchengemeinde Buer-Erle in Westfalen eine Hilfspredigerstelle an.
Anfang Dezember 1914 wurde Paul Waltking als Einjährig-Freiwilliger eingezogen und kehrte für die Ausbildung beim Rekruten-Depot des Westfälischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 22 in seine Heimatstadt Minden zurück. Zum Richtkanonier ausgebildet, wurde er im März 1915 noch für sieben Wochen ins brandenburgische Städtchen Jüterbog geschickt, wo sich eine Artillerieschule befand. Anschließend erfolgte der von ihm ersehnte Marschbefehl und die Abfahrt mit dem Zug in Richtung Westfront. Vier Kilometer hinter der belgischen Stadt Ypern tat er zunächst Dienst an der Ballonabwehrkanone, die gegnerische Fesselballone und Luftschiffe (Zeppeline) zum Ziel hatte. Da er hier jedoch nur Hilfsdienste ausüben durfte und eine Beförderung ausblieb, meldete er sich – ebenso wie die übrigen „Einjährigen“ – freiwillig für einen Wechsel zur Infanterie, da ihnen dort ein baldiger Aufstieg in den Offiziersrang in Aussicht gestellt worden war. Waltking und seine Kameraden wurden daraufhin in Gent als Offiziers-Aspiranten ausgebildet. Anstatt zur Kriegsschule in Roulers wurden sie jedoch als Infanteristen an die vordersten Linien der Front geschickt, wo Paul Waltking nach wenigen Tagen, am 21. Juli 1915, in einem Schützengraben nördlich von Ypern nach einem Schuss ins Herz starb. Sein Leichnam wurde in einem Einzelgrab bestattet.
Minden Westf. 24.1. 15.
Sehr geehrter Herr Pastor!
Nachdem ich 7 Monate lang in Buer (Westf.)-Erle die Hilfspredigerstelle innegehabt habe, ist endlich Anfang Dezember [1914] mein sehnlicher Wunsch in Erfüllung gegangen, dem Vaterlande auch mit der Waffe in der Hand dienen zu dürfen. Ich bin eingezogen worden und werde ausgebildet beim 3. Rekr[uten]-Depot F[eld-]A[rtillerie-]R[egiment] 22 in meiner Heimatstadt Minden. Auf der Weihnachtsfeier des Depots habe ich auf Wunsch des Vorgesetzten eine Ansprache halten dürfen. Meine Ausbildung als Richtkanonier ist nahezu beendet. In den nächsten Wochen hoffe ich ins Feld rücken zu dürfen.
Mit Gott!
Ergebenst Paul Waltking.
Signatur: LkA EKvW Best. 13.99 (Waltking)