An meinem Geburtstage war ich in Mühlheim (Rhur) [Mülheim (Ruhr)] bei Käthe Peres zu Besuch. Wir wollten uns, wie wir beim Abschied aus der Pension feierlichst gelobt am 15. Mai in Bonn treffen. Ich freute mich sehr darauf, war daher mächtig enttäuscht als mir die Käthe am Bahnhof feierlichst eröffnet, daß aus unserer Zusammenkunft nichts geworden ist. Herr Oberleutnant von Heydebreck, Else und Käthe Peres holten mich vom Bahnhof ab. Mit dem Herrn Oberleutnant haben wir später noch kolossal viel Spaß gehabt. (Ungefähr zwei Monate später erhielt ich die Verlobungsanzeige von Else Peres mit Oberleutnant von Heydebreck). Auf der Rückreise war ich noch einige Tage mit der Else in Dortmund bei Frau Schweer, Käthes ältester Schwester.
Als ich nach Herford zurückkehrte, erzählte mir Mutter gleich auf dem Bahnsteig, daß Hans Fröhlich am 9. Mai bei Ypern den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Wahrhaftig ein junger Held von 17 Jahren. Mit Begeisterung zog er aus, ob er eine Ahnung gehabt hat, daß er schon so bald seine Vaterlandsliebe mit seinem Herzblut bezahlen musste? „Solch einen Jungen kann man die vergessen“ sagte Frau Fröhlich neulich, und das ist auch wahr. Auch mir soll er stets als ein Held und Jugendfreund in Erinnerung bleiben.
Seit einigen Wochen ist auch Karl Fröhlich im Felde und zwar in Russland. Ob der wiederkehrt!? —–
Quelle: Das Tagebuch der Hedwig Stegemann aus Herford im Ersten Weltkrieg (1.1.1914-10.5.1918)
Signatur: Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 521 (Transkription C. Laue)