Wiederbelebung des Gütersloher Kriegswahrzeichens

Im Unterschied zu vielen anderen Nageldenkmälern (vgl. Herford https://archiveowl.wordpress.com/1915/08/03/nagelkreuz-herford/ und Bielefeld https://archiveowl.wordpress.com/1915/09/18/eiserne-wehrmann/) spricht das Gütersloher Kriegswahrzeichen eine sehr direkte Symbolsprache, indem ein großkalibriges Geschoss das Zentrum der Skulptur beherrscht. Adler und Eichenkranz, der allein zur Nagelung bestimmt war, hatten schmückenden Charakter, der aber mit patriotischen Worten hervorgehoben wurde.

Auszug aus dem Gütersloher Tageblatt vom 20. Oktober 1915:

„Der Sinn der Säule ist der: Ein kämpfender Adler, die deutsche Fahne verteidigend, soll den Krieg darstellen, das 42-cm-Geschoß die Zeit, der Eichenkranz als Hauptmotiv, welches benagelt werden wird, soll die Spende für die durch den Krieg Beschädigten und Geschädigten der Stadt Gütersloh in Form der höchsten Auszeichnung, die wir für unsere Helden haben, nämlich die Eichenblätter, dargebracht werden. Wir glauben, daß das Kriegswahrzeichen für unsere Stadt eine Zierde sein wird und alle Bürger zur öfteren Nagelung anlocken wird, damit der schöne Zweck, für den es errichtet ist, auch voll erfüllt wird, denn es ist eine beträchtliche Anzahl Nägel einzuschlagen; nämlich ungefähr 2000 goldene, 10000 silberne und 18000 eiserne Nägel, die einen Gesamtbetrag von 17600 Mark ergeben sollen.“

Quelle: Stadtarchiv Gütersloh, Gütersloher Tageblatt vom 20. Oktober 1915

Die Initiatoren hatten den Betrag von 17.600 Mark als Einnahmeziel bekannt gemacht. Bis zum 30. Oktober 1915 konnten 2.337 Mark verbucht werden. Die anfängliche Begeisterung hielt jedoch nicht lange vor. Die letzte Meldung über den Gesamtbetrag von 6.129 Mark stammt vom 29. November 1915. Gut ein Drittel der angepeilten Gesamteinnahme war erreicht, aber über 10.000 Mark sollten noch genagelt werden.
Im Jahr 1916 blieben die Nachrichten über Nagelungsaktionen fast gänzlich aus. So nimmt es nicht wunder, dass in der Stadtverordnetenversammlung am 9. November des gleichen Jahres außerhalb der Tagesordnung nach dem Stand der Dinge gefragt und erstmals auch ein Abriss ins Gespräch gebracht wurde.

Auszug aus einem Pressebericht über die Stadtverordnetenversammlung am 9. November 1916

„Ebenfalls außerhalb der Tagesordnung regt St.-V. (Stadtverordneter) O. Bartels an, dem Kriegswahrzeichen vor dem Rathause wieder einen würdigen Schmuck (zu) geben oder es abbrechen und im Rathause aufstellen zu lassen, bis wieder mal Lust zum Nageln vorhanden sei. – Vorsitzender Wolf spricht sich für Wiederherstellung des Schmuckes aus, da doch mal wieder Ereignisse wie Sieg oder dergl. eintreten könnten, bei denen man der Freude durch Nageln Ausdruck zu geben wünsche. – St.-V. Stahl beantragt, dass die zuständige Kommission sich etwas mehr bemühe; man verstehe nicht, dass die Sache habe so einschlafen können, da die Gebefreudigkeit hier doch wohl groß genug ist. – Als Mitglied der Kommission bemerkte Herr Wolf, dass es die Kommission an nichts habe fehlen lassen, die Mühe sei aber zuletzt ohne Erfolg geblieben; er freue sich über die gegebene Anregung und der Kommission sollte es gewiß Freude machen, wenn diese Gelegenheit Anlaß gebe, die Bürgerschaft wieder zu fleißigem Nageln zu veranlassen.“

Quelle: StadtA GT, Gütersloher Tageblatt, 10. November 1916

(Günter Beine)

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