Unteroffizier Karl Prüßmann als Theologiestudent, 1918

Der Unteroffizier und Theologiestudent Karl Prüßmann, der sein Studium in Bethel noch vor dem Kriegsausbruch hatte aufnehmen können, immatrikulierte sich nach einer 1915 erlittenen Verwundung im Jahr 1916 in Bonn. Später wurde er wieder eingezogen. Prüßmann hielt Kontakt zum Rektor der Theologischen Schule in Bethel regelmäßig, den er im Sommer 1918 um eine Unterstützung seiner Bemühungen um Verkürzung des Studiums aus familiären Gründen bittet.

Feldpost an Pastor Samuel Jaeger in Bethel

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Bonn, den 19. Juni 1918

Sehr verehrter Herr Pastor Jaeger!

Diesmal komme ich in einer ganz persönlichen Angelegenheit zu Ihnen. Das Sommersemester 14 verlebte ich, wie Sie wohl noch wissen, als erstes Semester an der dortigen „Theol[ogischen] Schule“. Grad vor Kriegsausbruch legten wir noch in Münster die hebräische Prüfung ab, um in alle Winde zu verschwinden.
In der Zwischenzeit habe ich seit Herbst 1916 wieder das Studium an der Univ. Bonn aufgenommen, und obwohl ich Sommer 17 wieder eingezogen wurde, blieb ich doch in Bonn und konnte, wenn auch beschränkt, weiterstudieren. Nun drängt aber mancherlei zu einem möglichst frühen Examen. Die Verhältnisse im Elternhaus seit dem Auseinandergehen meiner Eltern Weihnachten 1916 und dem plötzlichen Tod meiner Mutter Ende Februar dieses Jahres haben uns Kinder mit einem Mal ganz auf eigene Füße gestellt und erheischen aus Geldrücksichten möglichste Verkürzung der Studien, die Ungewißheit des Militärlebens und der künftigen Verhältnisse überhaupt und dann auch die vielen verlorenen Kriegssemester, das eigene Alter, lassen eine baldige Prüfung erwünscht erscheinen.
Da ich jetzt im vierten Semester stehe und an das General-Kommando ein größeres Gesuch um Beurlaubung für ein bis zwei Semester einreichen möchte, komm ich erst zu Ihnen mit der Bitte, mir behilflich zu sein. Ein solches Gesuch hat nämlich nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn der Betreffende aus Examensrücksichten beurlaubt werden kann. Wäre es nun möglich, durch eine Eingabe an das Konsistorium unter Darlegung meiner Verhältnisse das Betheler Semester als Studiensemester angerechnet zu bekommen, wozu das Konsistorium bzw. der Oberkirchenrat sich jetzt nach Aussage verschiedener Professoren ziemlich sicher bejahend äußern würde, dann könnte ich mir nach Verlauf des nächsten Semesters die schriftlichen Arbeiten geben und den Urlaub als Examensurlaub einreichen und von der Univ. bestätigen lassen.
Ich möchte Sie ergebenst bitten, mir ein Zeugnis über den Besuch der theol. Schule während des Sommerhalbjahres 14. sowie ein Testat der damals von mir belegten und gehörten Vorlesungen zuschicken zu wollen, und auch ein Fleißzeugnis mir für die Dauer meines Aufenthaltes dort auszustellen.
Die möchte ich mit einem Gesuch an das Konsistorium senden und so versuchen, das Betheler Semester als Studiensemester infolge der außergewöhnlichen Zeitumstände angerechnet zu bekommen. Ihre Befürwortung dieser meiner Eingabe als Leiter der Schule wäre mir natürlich äußerst wertvoll. Ich hoffe, Sie verstehen mein Anliegen und versuchen, mir nach besten Kräften förderlich zu sein. Auf Ihre baldige geneigte Antwort sowie die oben erwähnten Zeugnisse wartet in tiefer Dankbarkeit

Ihr Karl Prüßmann
stud. theol. Bonn. Humboldstraße 48

Quelle: LkA EKvW Bestand 13.99 (Kirchliche Hochschule Bethel), Nr. 1250/1

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 8.6.1918

Konf[irmanden]Unt[erricht]. Ablieferung der Ludendorff-Spende: Rödinghausen 416 M[ark], Ostkilver 112 M[ark], Bieren 303 M[ark], Schw[ennin]gd[or]f 228 M[ark] – II. Artikel. – Nachm[ittags] Beerdigung des Töchterchens der Kriegswitwe Möller in Siensdorf. Beide Veredlungen im Garten sind angeschlagen. Der Gartenlaubsänger im Taxus hat trotz Beschneidens des Baums das Nest nicht verlassen. Es stellt sich heraus, daß noch reichlich Kartoffeln zu bekommen sind im Amte. Geburtstagsbrief an Alli Lampe. Schule. Zucker Mehl von Enno aus d[er] Ukraine.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 205/08.06.1918

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Ludendorfspende

Plakat „Gib zur Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte! Auch für Dich haben sie geblutet!“, o.D.

Signatur: LkA EKvW 4.256 Nr. 415

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 2.6.1918

Vor 40 Jahren das Attentat auf den alten Kaiser. Gottesdienst in Bieren. 5 Mose 6,4-13. Das I. Gebot. Ich werde von Buntemöllers mit einem Wagen nach dem Gottesdienste durch den Russen (Deutsch-Russe, katholisch aus Südsibirien) abgeholt. Nach dem Ausruhen & Kaffeetrinken: Jungfr[auen-]Verein in d[er] Schule Joh[anne]s 14,12-20. „In einer Nacht“. Erzählung der Schw[ester] A. in der Schenlz.[?]hütte von ihrem Kriegserleben im deutschen Krankenhause in London. – Ich besuche noch Fr[au] Niederbröker in Stkhf [?] welche ihren Mann im Lager „Wernerslust“ (Waschanstalt) durch Granatsplitter verloren hat, 8 Kinder!! Nach Tisch vergeblich bei Kantors auf der Wehme angeklopft. Ferienwoche.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 204/02.06.1918

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)