Metallablieferung für Rüstungszwecke, Sammelstelle in der Turnhalle der Theodorschule Paderborn, ca. 1917
Signatur: Stadtarchiv Paderborn, M4 10.6.01.1
Passend zum britischen Propagandaplakat „How the Hun hates!“ ist diese deutsche Ansichtskarte (o.D., ca. 1917/18), auf der Fischer als „gedungene Söldner“ bezeichnet werden. Die Gestaltung der undatierten Karte mit dem Textfeld deutet darauf hin, dass auch sie Propagandazwecken dienen sollte.
Von England für je 800 M[ar]k gedungene Söldner beim Minenlegen in der Nordsee abgefangen, bei der Arbeit im Sennelager
Nähere Informationen zu den offensichtlich in Zusammenhang stehenden beiden Dokumenten ließen sich leider nicht ermitteln. Die Karte deutet aber darauf hin, dass in der Senne tatsächlich britische Fischer gefangen gehalten wurden, denen Minenlegen vorgeworfen wurde. Und vermutlich haben die Briten den Sachverhalt dann propagandistisch genutzt.
(Rolf-Dietrich Müller, Stadtarchiv Paderborn)
Signatur: Stadtarchiv Paderborn, M 1, Ansichtskartensammlung
Britisches Propagandaplakat (undatiert, ca. 1917/18; Abb. hier nicht farbecht) über den „Hass des Hunnen“ auf die britische Zivilbevölkerung. Deutsche hätten in der Nordsee britische Fischer gefangen genommen und sie ohne jeglichen Beweis als „Minenleger“ verurteilt (vgl. dazu eine deutsche Propaganda-Postkarte mit kriegsgefangenen Engländern in Sennelager). Zur Verspottung durch die deutsche Bevölkerung seien sie halbseitig kahl rasiert und durch die Straßen Sennelagers geführt worden, so der Text.
Signatur: Stadtarchiv Paderborn, P 1748
Ein makabres Erinnerungsstück aus dem Schützengraben: Englische Feldausgabe des Lukas-Evangeliums, auf der Umschlagrückseite ein Fleck mit dem handschriftlichen Hinweis „Blut des schwerverwundeten Engländers“. (Stadtarchiv Paderborn, S 1/99/9)
Das Bändchen stammt aus dem Besitz des 1899 geborenen Paderborners Heinrich Z. Im Herbst 1916 verließ er mit dem „Einjährigen“ das Paderborner Gymnasium Theodorianum und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im Mai 1917 kam der nunmehrige Musketier Z. an die Westfront zum Infanterieregiment 457, wo er an schweren Kämpfen in Nordfrankreich und Flandern teilnahm und schließlich im November 1917 schwerverwundet in britische Gefangenschaft geriet. Erst im November 1919 wurde er nach Hause entlassen.
Vom Tag seines Abrückens an die Front bis zur Rückkehr aus der Gefangenschaft pflegte er mit seiner Familie einen überaus intensiven Briefwechsel, von der Front mindestens einen Brief oder eine Karte pro Tag, aus der Gefangenschaft zwei bis drei Briefe pro Woche. Sie sind im Stadtarchiv Paderborn weitestgehend erhalten. Ergänzt werden sie durch eine mit allerlei Erinnerungsstücken angereicherte Niederschrift zur Familiengeschichte, die Z. 1938 für seinen kleinen Sohn fertigte und worin er u. a. auch über seine Kriegserlebnisse berichtete.
Zu den Erinnerungsstücken gehört das hier gezeigte blutbefleckte Lukasevangelium, zu dem er schreibt, er habe es von einem durch eine deutsche Handgranate schwerverwundeten Engländer geschenkt bekommen als Dank für die gute Behandlung. Z. und seine Kameraden hätten den Engländer geborgen und seine Wunden versorgt, doch sei er kurz darauf gestorben. So die Darstellung von 1938.
Erhalten hat sich aber nicht nur das kleine Heft, sondern auch die Inhaltsliste des Päckchens, worin Z. es – zusammen mit anderen Dingen – 1917 von der Front nach Hause schickte. Und da heißt es: „1 Gebetbuch, das ich einem mir damals zum Opfer gefallenen Tommy abnahm.“ Ob Tatsache oder Aufschneiderei muss offen bleiben.
(Rolf-Dietrich Müller, Stadtarchiv Paderborn)
Signatur: Stadtarchiv Paderborn, S 1/99/9
Großformatiger „Totenbrief“ zum „Ableben“ des Bundesgenossen Italien. Er zeugt von der allgemeinen Erbitterung und Wut über den Seitenwechsel Italiens. Man beachte die am Schluss genannten „Feuerbestattungsunternehmen“, Krupp und Skoda, die beiden größten Rüstungskonzerne der Mittelmächte – eine eindeutige Drohung.
Vom tiefstem Abscheu erfasst, geben die Gefertigten hiermit, allen noch neutral gebliebenen Völkern unserer Erde die erlösende Nachricht von dem Ableben ihres Bundesgenossen
ITALIEN
welcher am Pfingstson[n]tag den 23. Mai 1915 um halb 4 Uhr nachmittags nach langem, heimtückischen Leiden und Empfang der Judassilberlinge, versehen mit den Tröstungen der Krippel-Entente infolge gebrochenen Ehrenwortes und unheilbarer Ländergier nach 33jähriger Lebensdauer in das feindliche Lager übergangen ist.
Das Begräbnis des Vertragsbrüchigen fand noch an demselben Tage, vom Sterbehause: Palais des k. u. k. Ministerium des Auessern, Wien I. Ballhausplatz Nr. 2 aus, auf dem Friedhofe der öffentlichen Meinung (Abteilung für Verräter) statt.
Wien, 23. Mai 1915
Der Ex-Dreibund
als VaterOesterreich-Ungarn, Deutsches Reich
als BrüderDie Türkei
als AdoptivschwesterFeuerbestattungsunternehmung:
Krupp u. Scoda„Juldo“ Nachdruck verboten 10% für Rotem Kreuz
Das seit 1882 mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn im defensiven Dreibund zusammengeschlossene Italien hatte sich aufgrund seiner wirtschaftlichen Abhängigkeit von England 1914 bei Kriegsbeginn für neutral erklärt. Nach Abschluss des Geheimvertrages von London mit England, Frankreich und Russland vom 26.4.1915 trat es am 23.5.1915 auf Seiten der Entente in den Krieg ein, zunächst nur gegen Österreich-Ungarn, am 28.8.1915 auch gegen das Deutsche Reich.
(Rolf-Dietrich Müller, Stadtarchiv Paderborn)
Signatur: Stadtarchiv Paderborn, S 1/13/2, S. 201
Ein Propagandafaltblatt aus dem Oktober 1914 – entfaltet und gefaltet (Abb. oben). Entfaltet zeigt es Profil-Karikaturen der seinerzeitigen vier Hauptkriegsgegner der Mittelmächte und stellt die Frage „Rätsel des Weltkrieges! Wer bleibt Sieger?“. Faltet man das Blatt an den markierten Stellen, ergibt sich eine Profil-Zeichnung Kaiser Wilhelms II.
Mit der Frage „Wer wird siegen?“ (Abb. unten) wurde der Betrachter zum Falten aufgefordert. Aus dem im wahrsten Sinne des Wortes zusammengefalteten Septett von Kriegsgegnern wurden „Wilhelm Zwo“ und der österreichische Kaiser Franz Joseph. Eine Variante lässt Wilhelm II. aus vier Feind-Porträts entstehen.
(Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld; Rolf-Dietrich Müller, Stadtarchiv Paderborn)
Signatur (der oberen beiden Abbildungen): Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 200,1/Familienpapiere, Nr. 123,1; Stadtarchiv Paderborn, S 1/3/2, S. 131
Signatur (der unteren beiden Abbildungen): Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,10/Sammlung Militärgeschichte, Nr. 361 (2 Varianten)