Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 9.11.1918

Ein heller Herbsttag. Auf der Post erfahre ich, daß heute keine Post ankommt. Und Clara, die nach Bremen ihre Reise abtelegrafiert, hört weiter, daß heute und morgen überhaupt keine Züge verkehren. So scheint man sich doch zu Maßregeln aufgerafft zu haben. Ich bespreche mit den Konfirmanden die Lage und daß, wenn nichts mehr zu verlieren ist, der christliche Glaube seine strahlendste Macht beweist. Wir sangen 332 Unter Jesu Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei und 502 Stark ist meines Jesu Hand.
Nachmittags nach Bieren zur Beerdigung von Lina Klusmann. Röm[er] 6. Ich höre, daß die Güterzüge noch fahren. (Von der Beerdigung zu Maschmann auf d[urch] Arrode. Der Sohn hat Lungenentzündung. Der Vater hat in Bonn im Lazarett gelegen und den Fliegerangriff miterlebt, jetzt ist er in Urlaub.) Frau Gronenberg erzählt, daß sie tags zuvor in Bielefeld gewesen sei und wegen der nicht fahrenden Züge schon Unterkunft im Vereinshause gesucht habe. Dann aber ist doch ein Zug noch gefahren. Die ankommenden Züge seien von Soldaten mit angelegtem Gewehr erwartet; auch seien Maschinengewehre aufgestellt gewesen. Vor dem Bahnhofe hatten Arbeiterscharen gelungert, die viele Kinder bei sich gehabt hätten; vielleicht um d[ie] Soldaten zu hindern, auf sie zu schießen. Von Maschmann zu Schulz und Füller. Dann heim. Beim Schwenningdorfer Spritzenhause sehe ich im Halbdunkel einen Haufen Männer stehen. Ich erkenne dann den Amtm[ann] in ihrer Mitte, der eine Ansprache hält und höre eben das Wort „Besonnenheit“. Endlich zu Frau Bäunker, die in eine Anstalt muß, da sie die Nachtruhe der Familie stört.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 229/09.11.1918

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 2.6.1918

Vor 40 Jahren das Attentat auf den alten Kaiser. Gottesdienst in Bieren. 5 Mose 6,4-13. Das I. Gebot. Ich werde von Buntemöllers mit einem Wagen nach dem Gottesdienste durch den Russen (Deutsch-Russe, katholisch aus Südsibirien) abgeholt. Nach dem Ausruhen & Kaffeetrinken: Jungfr[auen-]Verein in d[er] Schule Joh[anne]s 14,12-20. „In einer Nacht“. Erzählung der Schw[ester] A. in der Schenlz.[?]hütte von ihrem Kriegserleben im deutschen Krankenhause in London. – Ich besuche noch Fr[au] Niederbröker in Stkhf [?] welche ihren Mann im Lager „Wernerslust“ (Waschanstalt) durch Granatsplitter verloren hat, 8 Kinder!! Nach Tisch vergeblich bei Kantors auf der Wehme angeklopft. Ferienwoche.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 204/02.06.1918

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Rundbrief von Pfarrer Baumann, Löhne, an Soldaten aus seiner Kirchengemeinde, 1917

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Transkription eines Rundbriefs von Pfarrer Baumann, Löhne, an Soldaten aus seiner Kirchengemeinde

Löhne den 2. Juli 1917

Muster eines Briefes
An d[ie] Soldaten v[om] Pfarramt

Lieber Freund!

Gestern habe ich im Gottesdienst bekannt
geben müssen, daß wir im Laufe dieses
Monats unsere schönen Kirchenglocken, bis
Auf die kleinste, und auch die Schulglocke
von Falscheide abgeben müssen. Das schneidet
tief in unser Gemeindeleben ein. Auf dem
Lande empfinden wir das ja viel schmerz-
licher wie in der Stadt. Sie haben Euch und
uns oft geklungen in Freude und Leid,
haben uns oft gerufen zum Gottesdienst.
Mancher hat ihren Ruf nicht hören und
Verstehen wollen, vielleicht denkt Ihr
jetzt daran. Wir hatten gehofft, damit
den Frieden einläuten zu können und
Euch bei Eurer glücklichen Heimkehr mit
ihnen begrüßen zu können. Das ist nun
vorbei. Nun sollen sie dem Vaterland
einen anderen Dienst tun, Euch Waffen
liefern, damit Ihr kämpfen und siegen
könnt. Gott wolle auch diese Dienste
segnen!

Unsere 3 Glocken haben Namen und wollten
uns, so oft wir sie hörten, etwas Ernstes u[nd]
Wichtiges sagen. Es wird Euch gewiß inte-
ressieren

wenn ich Euch davon mitteile. Die größte
Glocke, die tiefste, heißt: Magdalena. Es war
das die große Sünderin, die zu Jesu kam, und der
der Herr die Sünden vergab. Der Glockenklang
rief uns zu: tut Buße, kommt zu dem
lebendigen Gott. Kehre Dich zu mir, denn ich
erlöse Dich. Wie not ist uns allen doch dieser
Ruf. Luther sagt: unser ganzes Leben soll eine
ständige Buße sein.

Die zweite Glocke heißt Maria. Sie saß, wie
Ihr aus dem Evangelium wißt, zu Jesu Füßen,
ihm zuzuhören u[nd] die sagt uns: Eines ist not,
denke darüber nach: Jesum gewinnen, dies eine ist not.

Die dritte heißt Martha. Und wie einst die
Martha Jesu diente, so will uns die Glocke
immer wieder zurufen: Dienet einander!
Laßt Euch mal diese Namen Eurer Heimat-
glocken und ihre Zurufe durchs Herz gehen
zur Selbstbesinnung, damit sie so noch
einmal ihren Dienst an Euch tun können,
wie sie ja immer tun wollten. Wenn
auch die Glocken fortkommen, diese
Mahnungen bleiben doch für jeden Christen,
der einmal vor Gott bestehen will: un-
verloren für Zeit und Ewigkeit.

Die kleinste Glocke mit ihrer Aufforderung:
Dienet einander, behalten wir. Das ist
ja gut.Und das wollen wir tun, Ihr da
draußen, wir hier: einander dienen in
Treue, Liebe und Glauben und das

Wollen wir ganz besonders dann tun, wenn
Gott uns im Frieden wieder zusammen geführt
hat, miteinander Dienen im Gemeindeleben, im
Zusammenarbeiten für Volk und Vaterland,
miteinander Jesum gewinnen, dass wir unser
Ziel erreichen. Im treuen Zusammenstehen
liegt unsere Kraft.

Gestern habe ich auch wieder einen Trauerfall be-
kannt geben müssen. Der Musketier Karl
Krause von der Falscheide ist gefallen. Gerade vor
8 Tagen hatten wir Gedächtnisfeier halten müssen für
Friedrich Hamelmann, Fritz Tiemann, Fritz
Stuke, Dragoner (?), Fritz Steffen, die hier beerdigt
ist, Heidsiek, U[ntero]ff[i]z[ier]. Brachmann, gerade hatte er
geheiratet, und Gustav Uhling. Nun wird die
Liste schon wieder länger, wie viele sind es, die Ihr
und wir nicht wiedersehen werden. Für uns alle
liegt darin doch die ernste Mahnung: Denke
an Deinen Tod! Lebe, wie Du, wenn Du stirbst,
wünschen wirst, gelebt zu haben. Sterben soll
auch ein Sieg sein, um den wir mit unser
Betglocke immer wieder bitten: Herr, hilf über-
winden. Gott wolle in Gnaden uns allen
helfen, daß unser Sterben ein Sieg sei,
und wir die Siegerkrone davon tragen und
ewigen Frieden!

Wann wird der irdische Frieden kommen?
Wer weiß es? Hoffen wollen und dürfen wir,
daß das noch so fern liegende bald eintrifft.
Wenn er uns nur hat treu erfunden und
merket keine Heuchelei, so kommt Gott,
eh wirs uns versehen u[nd] lässet uns viel
Guts geschehen.

Gott tut uns ja soviel Gutes. Er hat uns, als es
höchste Zeit wurde, Regen gegeben, und das Korn
u[nd] alles ist gewachsen, daß es eine Freude ist.
So gibt´s hoffentlich eine gute Ernte, auch da draußen
als Ernte den Sieg über alle Feinde. Nicht den
Mut verlieren, lieber Freund, auch wenn Du
mal murren und verzagen willst bei allem
Schweren, was Du hast. Seht, darin wollen
wir einander auch dienen, daß wir uns ge-
genseitig Mut machen. Ihr habts oft nötig
und wir hier auch. Was hilft Klagen und Mut-
los werden? Ists nicht immer so: Wir machen
unser Kreuz und leid nur größer durch
die Traurigkeit?

Ich will Euch zum Schluß noch ein gutes Wort
des Apostels Paulus geben. Darüber denket
nach, Ihr werdet es verstehen. 2. Korinther
Cap[itel] 4 V[ers] 17 u[nd] 18: Unser Trübsal, die zeitlich
und leicht ist, schafft eine einige und über
alle Maßen richtige Herrlichkeit uns, die
wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern
auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist,
das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist
ewig.

Nun seid alle herzlich Gott befohlen!
Habt Dank, die Ihr bei mir gewesen seid
und geschrieben habt. Seid gewiß, wir
denken täglich an Euch.

Herzliche Grüße aus der Heimat.
In Treue Euer Pastor
Baumann

(Wolfgang Günther, Landeskirchenarchiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bielefeld)

Signatur: LkA EkvW Best. 4.79 Nr. 50

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 1.2.1917

Heller Frosttag. Südostwind. Von der Goldsammelstelle kommen zwei Anerkennungsblätter für Ewald Pöhl & Enno. Steuerzahlung. Besuch bei Sievers. Die Fabrik, weil erst 1915 gegründet, soll aufgehoben werden wie alle erst im Kriege begonnenen Betriebe. Besuch bei C. Beinke auf dessen Sortierraum & in dessen umgebauten Wohnräumen. Er muß im Kriege eine riesige Einnahme gehabt haben. – Die Post bringt Nachricht von dem mit 1. Febr[uar] verschärften U-Bootkriege: Gott helfe, daß der Gebrauch dieser Waffe wirklich die Feinde zum Frieden zwingt. Roland schreibt, daß vom 20/1 bis 19/2 Urlaubssperre sei. Alle Urlauber sind zurück berufen.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 128/01.02.1917

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Landkriegshelferinnen für Bethel, 1917

Land-Kriegshelferinnen

Land-Kriegshelferinnen

Am 21. Januar 1917 erschien dieser Zeitungsartikel im „Bethel-Anzeiger“. Bethel suchte junge Frauen für die landwirtschaftliche Arbeit. Sie nannten sich Landkriegshelferinnen und lebten in eigens dafür eingerichteten Heimen.

(Kerstin Stockhecke, Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel)

Signatur: Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2/38-77

Anwerbung von Landkriegshelferinnen, 1917

Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2/38-77

Flugblatt zur Anwerbung von Landkriegshelferinnen, 1917

Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2/38-77

Ein Flugblatt, das Bethel einsetzte, um Frauen als Landkriegshelferinnen anzuwerben. Genau wird beschrieben, welche Voraussetzungen die Frauen mitbringen mussten und wie die Bedingungen für diesen Dienst aussahen.

(Kerstin Stockhecke, Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel)

Signatur: Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2/38-77

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 18.12.1916

Übereinstimmend wird erzählt, wie mißvergnügt die Urlauber sprechen. Einer aus Lage habe gesagt: Im Frühjahr kriegen wir was auf den Deckel. Ein anderer habe gesagt: ach was Hände hoch, dann hat die Schlächterei ein Ende.. Ich höre, daß 3 ausgebrochene Gefangene in Osnabrück wiedergefangen sind. Der Oberwachtmeister sagt daß viele durchkommen. Heinr[ich] Heermeier auf Urlaub kommend erzählt, daß in seinem Dorf 3 Deutsche aus der fr[an]z[ösischen] Gefangenschaft entronnene Deutsche angekommen seien. – Leider lese ich im fr[an]z[ösischen] Tagesbericht, daß vor Verdun 9.000 deutsche Gefangene gemacht sind & der Geländeverlust ist auch nicht unbedeutend. Da scheint irgend etwas nicht zu stimmen. – Christbäume aus dem Walde geholt.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, 18.12.1916

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 20.11.1916

Montagsarbeit. Schneeräumen vom Boden. Tauwetter. Monastir verloren! U[-Boot] „Deutschland“ gezwungen in den Ausgangshafen zurückzukehren wegen des Zusammenstoßes mit dem Schleppdampfer „Neckar“, der untergegangen ist. Die Nahrungsmittel werden so knapp & ich kann mich so schwer an die grobe Kost gewöhnen; werde es aber noch lernen müssen. Gott helfe unserm teuren Vaterlande & helfe mir, mich zu demütigen und stark zu werden!

Besuch bei Pörtner in Spelsiecks Kotten. Er ist in Urlaub aus Nähe von Riga spricht sehr abfällig über die Gründung Polens. Die Polen würden bei der ersten Gelegenheit zu unsern Feinden übergehen. Ich bekomme einen Brief von Musk[etier] Steube 6/67 zurück: „Vermißt“. Wird er sich haben gefangen nehmen lassen? Wie viel leichter läßt es sich doch singen & sagen: „und was nicht bebte war der Preußen Mut“ als tun. Buß & Bettag.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 118/20.11.1916

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 5.9.1916

Reise nach Bielefeld (Umtausch einer Wege gegen Emailtöpfe) Gütersloh/Bodelschwinghs. – Krieles sind zum Rheine verreist – Frl. Bertelsmann. und zur Konferenz in Herford.Landrat v. Borries spricht über 1. Goldankauf 2. Reichsanleihe (Die Meinung die Zeichnungen verlängerten den Krieg ist die denkbar dümmste. Es wird von mehreren Seiten auf die gefrückte & kriegsmüde Stimmung der Bevölkerung hingewiesen. Ich selbst hatte in Bielefeld greuliche Schmierereien eines Soldaten angeschrieben gesehen) 3. Kartoffelversorgung. (L[an]dkreis Herford ist Bedarfskreis, der seinen Bedarf aus Braunschweig & Kr. Lübbecke decken muß Ende September werden die Erzeuger wissen was sie abzuliefern haben & die zu Versorgenden ihre Kartoffelkarten erhalten. Die überschüssigen kann der Erzeuger wie er will verwerten. 4.) Butterversorgung. Jeder Erzeuger 180g wöchentlich. Jeder Versorgte 90 gr. Die sämtl. Butter des Kreises wird auf dem Doberge bei Lindemann gewaschen und neu bearbeitet & in 90gr Stücke verpackt. Dahin wird sie von Sammelstellen (Stirnsberg in Rödh.) abgeholt & wieder an die Geschäfte geliefert. 5. Milch: Nur Kranke, Schwangere Kinder erhalten Vollmilch Andere nur Magermilch 6) Eier Die Erzeuger konnen für dich verbrauchen so viel sie wollen, aber dürfen nur an die Verkaufsstellen verkaufen. Für den Kopf bekommt ein Verbraucher 2 Eier wöchentlich.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S.109-110/05.09.1916

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Aufruf „Sammelt die Obstkerne“

Obstkerne

„Sammelt die Obstkerne und schickt sie durch Eure Kinder in die Schule oder an die nächste Sammelstelle!“
Farbiges Plakat des Kriegsausschusses für Öle und Fette mit Aufruf zum Sammeln von Obstkernen. Der „Kriegsausschuß für Öle und Fette“ wurde im Januar 1915 gegründet und als eine einheitliche Stelle mit der Beschaffung von Ölen und Fetten für alle Industriezweige beauftragt.

Plakat: Julius Gipkens (1883-1968), ca. 1916

Lit.: Anna Roehrkohl: Hungerblockade und Heimatfront. Die kommunale Lebensmittelversorgung in Westfalen während des Ersten Weltkrieges, Stuttgart 1991.

Signatur: LkA EKvW 4.256 Nr. 415

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 8.5.1916

Geld geordnet. – Milder Regen. Erbsen & Bohnen gepflanzt. Hebr. Konferenz in Buer. Im strömenden Regen über Drückemühle nach Buer. Wohin man im Hannöverschen schaut, sieht man Gefangene als Arbeiter. So holte Einer Mehl von der Mühle; andere luden Kartoffeln auf. Diesen hielt ich für einen Knecht bis er dem Kamerade mit unverfälschtem frz. Akzent zurief: „Albert“! Der Regen kam so erwünscht wie kann nun alles wachsen. Der Rückweg von Markendorf bis zur Grenze war ein Gang durch eine Blütenwolke. In Buer erdröhnte 2mal ein Schuß. Höhe 303 vor Verdun und 1.680 Franzosen seien genommen. Hoffentlich läßt sie uns Gott behalten. Ich rief einem Gefangenen auf dem Rückwege zu: Encore un peu plus prix de la Paix. Hauteur 304 prise. Vive la paix. Ob es straffällig war? Ich versuche Rübsamen oder anderes Vogelfutter für Mätzchen zu bekommen. Nichts war zu haben. […].

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 87/08.05.1916

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)