Der am 15. September 1882 geborene Herforder Fabrikantensohn Otto Weddigen wird zum ersten Herforder „Helden“ des Ersten Weltkriegs. Am 22. September 1914 versenkte er als Kommandant des U-Bootes U 9 nördlich von Hoek van Holland innerhalb von 75 Minuten die drei britischen Panzerkreuzer Aboukir, Hogue und Cressy. Etwa 1500 britische Marinesoldaten starben, 800 wurden von einem britischen Fischerboot und niederländischen Passagierdampfern gerettet.
Das U 9 kehrte ohne Verluste nach Helgoland zurück. Diese Aktion Weddigens etablierte die U-Boot-Flotte als wichtiges Mittel der Kriegsführung im Ersten Weltkrieg.
Unterseeboot „U 29“ Kommandant K[a]p[i]t[än]l[eunan]t Otto Weddigen,
torpediert an der Südostspitze Englands, nahe den Scilly Inseln
den englischen, mit Kupfer beladenen Transportdampfer „Headlands“Aufgenommen am 12.3.1915 v[on] d[em] Kapitän der „Headlands“.
Otto Weddigen wurde im deutschen Kaiserreich als Kriegsheld gefeiert, erst Manfred von Richthofen erreichte später ähnliche Berühmtheit. Die Stadt Herford ernannte ihn am 9. Oktober 1914 zum Ehrenbürger. Sein früher Tod am 18. März 1915, er starb als Kommandant des U-Bootes U 29 zusammen mit seiner gesamten Mannschaft beim Untergang, steigerte die Verehrung weiter. Am 18. April 1915 fand in Herford die Gedächtnisfeier für Otto Weddigen statt. In der Weimarer Republik, gesteigert erneut in der NS-Zeit, aber auch nach 1945 blieb er im Gedächtnis.
An den Ehrenbürger Herfords erinnerte seit 1915 das Otto-Weddigen-Ufer an der Werre, das aufgrund der Vorgaben der britischen Militärregierung 1947 zum Andenken an den Kaufmann Eduard Arnold Weddigen offiziell in Weddigenufer umbenannt wurde, sein Grabmal auf dem Friedhof Hermannstraße, eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus und die Bezeichnung H2O (Herfords zweites Otto) für ein Spaßbad, das an gleicher Stelle wie das 1934 erbaute Herford Otto-Weddigen-Bad errichtet wurde. 1960 und 1916 wurden Reste der torpedierten Schiffe bei Tauchgängen gesichert und geborgen.
In den 1980er Jahren war das Gedenken in Herford – u. a. der „Marinekameradschaft Otto Weddigen“ – sehr umstritten, in der Dissertation von René Schilling, „Kriegshelden“. Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945, Paderborn 2002 wurde die Diskussion um den Helden nochmals ausführlich dargestellt. Eine große Präsenz hat Weddigen im Alltag nicht mehr. Seit kurzem beschäftigt sich ein niederländischer Forscher mit dem Geschehen und lädt zum Tag der „Heldentat“ die Nachkommen Weddigens und seiner Opfer aus England zu einem Treffen ein (vgl. www.livebaitsqn-soc.info, Stand 18.6.2014).
(Christoph Laue, Stadtarchiv Herford)
Signatur: Kommunalarchiv Herford, Fotosammlung Städt. Museum Herford (Weddigen)