Sonntag Vorm[ittag] 16.[8.1914] [Am] X. [zehnten Sonntag] n[ach] Trin[itatis] predigte ich über Thränen Jesu über Jerus[alem]. Es waren einige Urlauber in der Kirche, unter andern Wilh[elm] Schulz aus d8er] Sandgrube, den ich tags zuvor mit Marie Östreich R[ömer]b[rief] 13 getraut hatte.
4. Kriegsgebetstunde über Micha 6,8. Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist. „Am besten kommt man über das schreckliche Warten hinweg durch Tätigkeit: G[otte]s Wort halten, Liebe über und Beugung vor Gott“.
Keine Nachrichten in den nächsten Tagen. Daher am Mittwoch 19/8 in der 5. Kriegsbetstunde der Introitus: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Was betrübst du dich m[eine] Seele … Text: Zeph 3,17. Die Losung des Tages: Der HErr dein Gott ist bei dir, ein starker Heiland! Es wird angekündigt, daß Kriegsgrüße aus der Heimat bestellt sind und daraus das Lied vorgelesen, welches lautlos angehört wird: Vater ich rufe dich:
Randbemerkung: Am 18/8 kam Werner Hartmann, der aus Antwerpen beim Ausbruch des Kriegs hatte flüchten müssen & erzählte von Belgien.
Die Schwüle, welche durch die Schlappe bei Altkirch, wo Kanonen und Maschinengewehre vernichtet waren, sowie durch die freche Kriegserklärung Japans, fast unerträglich geworden war, löste sich, als am Abend eine erste Nachricht vom Siege bei Metz bekannt wurde. Und als die Größe des Kampfes & der Erfolg am Sonnabendmorgen gegen 9 Uhr bekannt wurde, ließen wir die Glocken läuten und sangen in Kantors Veranda ein Danklied.
Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, S. 7/16.08.1914
Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)