Ein Ostergruß den Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen, 1917

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Konfirmationsansprache

Palmarum 1917

Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Gemeinde!
Zum dritten Male feiern wir mitten im furchtbaren Weltkriege den Tag der Konfirmation, Euren Ehrentag, liebe Kinder. – War dieser Tag schon sonst immer auf den Ton tiefsten Ernstes und heißen Dankes gestimmt, heute noch viel mehr, denn gewaltig rollt Gottes Stimme im Donner der Schlachten, im Untergang ganzer Völker, im Sterben der Einzelmenschen. Der Altar, vor dem ich stehe, legt Zeugnis für den Ernst der Zeiten ab, redet aber auch von unvergänglicher Liebe, von der Liebe, im Vergleich zu der unser Heiland keine größere kennt. Wußten sonst Väter und Brüder für Kinder und Geschwister zu arbeiten, Dein Vater, Marie, fiel für Dich, Eure Brüder starben für Euch, Lina, Fritz, und zu kämpfen, Gefahr und Not zu trotzen für Euch, für uns, über 300 unserer Gemeinde können’s. – Wir gedenken ihrer in dieser Feierstunde, wir verdanken sie ihrer Todestreue, ihrem Kampfesmut. Blut, rotes Edelblut, half dieser Stunde kommen, blankes Schwert schützt sie, Gottes Segenshand liegt auf Euch. Er bleibe bei uns immerdar, Er sei heute in unserer Mitte und schenke Euch und uns die rechte Andacht, ein tiefes Herz, offene Ohren!

Quelle: Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, Ostern 1917

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, Pfingsten 1916

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen in Lippe, Pfingsten 1916 (Ausschnitt)

Eine dringende und herzliche Bitte:
Heinrich Hägers Tod wirkte um so niederschmetternder, weil der Brief ohne jede Vorbereitung in Frau Hägers Hand fiel. Ich bitte Euch alle inständig, dafür zu sorgen, daß mir sofort und mir allein die Nachricht zukommt, falls euch etwas zustößt. Für mich ist das wohl eine schwere Last, doch will ich sie gern für Euch tragen. Auch noch aus einem anderen Grunde: seht, weiß die Gemeinde, daß ich sofort aus dem Felde benachrichtigt werde, so kann kein törichtes Gerede aufkommen, die Ruhe und Sicherheit wird bewahrt, und die haben wir nötig. Denkt daran und handelt danach.

Download der Ausgabe Pfingsten 1916

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße aus Lüdenhausen zu „Kaisersgeburtstag“ 1916

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Schütz Dich Gott! Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe), Nummer 5 [1916], Kaisersgeburtstag

Am 27. Januar 1916 feierte der deutsche Kaiser Wilhelm II. seinen 57. Geburtstag. Diese Ausgabe der „Heimatgrüße“ (Download als PDF-Datei) aus Lüdenhausen ist daher dem Kaiser gewidmet und endet mit einem Gedicht auf ihn: „Zum 27. Januar 1916“. Dessen letzte Strophe lautet:

Schwere Last, die kaum zu tragen,
Trägt der Kaiser früh und spät.
Herr, aus Nächsten laß es tagen,
Sprich, daß Wetternacht vergeht!
Brich des Krieges schwere Sorgen,
Laß des deutschen Friedens Morgen,
Deine Huld, dein Angesicht,
Uns bestrahlen froh und licht!
Friedensglanz auf Kaisers Thron
Senke, Vater, Geist und Sohn!

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Soldaten im Schützengraben an der Westfront, 1915

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Feldpostkarte an den Pfarrer Wilhelm Butterweck in Schötmar, 1915 (Archiv der Lippischen Landeskirche)

Soldaten im Schützengraben an der Westfront: Feldpostkarte an den Pfarrer Wilhelm Butterweck in Schötmar, 1915 (Archiv der Lippischen Landeskirche).

Der Erste Weltkrieg ist mit rund 17 Millionen Toten und 40 beteiligten Staaten der bis dahin umfassendste Krieg der Geschichte. Auf der ganzen Welt gibt es im Laufe des Jahres unzählige Gedenkveranstaltungen. Die Historikerin Dr. Lena Krull von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat in Lippe nach Spuren gesucht und dabei auch die Rolle der evangelischen Kirche in den Blick genommen.

Welche Rolle spielte die Lippische Landeskirche im Ersten Weltkrieg?
Krull: „Besonders für die Pfarrer vor Ort bedeutete der Krieg eine Ausweitung ihrer Aufgaben. Sie waren dafür zuständig, die Soldaten an der Front und die Familien in Lippe als Seelsorger zu betreuen. Viele Predigten beschäftigten sich mit dem Krieg und versuchten, ihn theologisch zu erklären. Für die Gefallenen gab es Trauerfeiern in der Heimat. Zudem waren die Pfarrer karitativ tätig, sammelten für das Rote Kreuz oder organisierten den Versand sog. „Liebesgaben“. Folgt man dem Lüdenhausener Pfarrer Paul Ruperti, so war die schwerste Aufgabe aber der Besuch lippischer Familien, denen die Pfarrer oftmals den Tod ihrer Angehörigen im Feld mitteilen mussten.“

Gab es in den lippischen Gemeinden nur Kriegsbegeisterung oder gab es auch so etwas wie eine kritische Haltung?
Krull: „Die evangelische Kirche in Deutschland unterstützte den Krieg in weiten Teilen, das gilt auch für Lippe. Zu berücksichtigen ist dabei aber auch, dass die Kirche nur bedingt eine andere Haltung annehmen konnte: Vor 1918 waren die evangelischen Landeskirchen direkt vom Staat abhängig, Fürst Leopold IV. zur Lippe war gleichzeitig das Oberhaupt der Landeskirche. Die Zeitgenossen hatten zu Kriegsbeginn oft den Eindruck, dass sich die Menschen wieder verstärkt der Religion und der Kirche zuwenden würden. Dieses Phänomen ist auch in Lippe feststellbar. Einzelne Kriegskritiker sind aber sicherlich ebenfalls zu finden.“

Hatten lippische Gemeindepfarrer Kontakt zu Soldaten aus ihren Gemeinden, die in den Krieg mussten?
Krull: „Ja, auf jeden Fall. Die Soldaten erhielten Kirchenblätter und „Feldbriefe“, in denen die Pfarrer sie über die Ereignisse in der Gemeinde informierten und Ihnen Trost zusprachen. Gleichzeitig waren sie eine wichtige Anlaufstelle für die Soldaten, die ihnen aus dem Feld Briefe und Karten schrieben. Der Schötmaraner Pfarrer Wilhelm Butterweck beispielsweise hat mehrere hundert dieser Postkarten aufgehoben, die jetzt im Archiv der Landeskirche zu finden sind. Drei lippische Pfarrer – Karl Dassel, Eduard Theopold und Karl Müller – waren sogar als Feldseelsorger selbst an der Front.“

War in Lippe etwas anders als im Rest des Deutschen Reichs?
Krull: „Im Deutschen Kaiserreich war das Fürstentum Lippe ein Kleinstaat neben einem überaus mächtigen Nachbarn: dem Königreich Preußen. Die lippischen Soldaten zogen mit der preußischen Armee in den Krieg, und die Landeskirche orientierte sich bisweilen an der Evangelischen Kirche des Königreichs. Richtiggehende Unterschiede in der Haltung zum Ersten Weltkrieg sind deswegen kaum festzustellen.“

Im Jahr 2017 wird die Evangelische Kirche in Deutschland 500 Jahre Reformation feiern. Wie wurde 1917 in lippischen Gemeinden das Reformationsjubiläum begangen?
Krull: „Das Reformationsjubiläum von 1917 fiel in eine Phase des Kriegs, in der die anfängliche Begeisterung in der Bevölkerung längst nachgelassen hatte. Hunger und Mangel kennzeichneten das Leben. Eine groß angelegte deutschlandweite Feier wurde deswegen abgesagt. In Lippe gedachte man des Thesenanschlags Martin Luthers vom 31. Oktober 1517 mit Gottesdiensten. Für die Schulen gab es eigene Feiern. In Lemgo gab es noch einen Festzug der Schüler durch die Stadt. Hinzu kamen Theateraufführungen, Vorträge und eine Vielzahl von Publikationen, wobei letztere besonders die Person Martin Luthers überhöhten. Die Fokussierung auf Luther war für die reformierten Gemeinden der Landeskirche kein Problem, man orientierte sich auch hier meist an Preußen. Der Unterschied zwischen reformierten und lutherischen Gemeinden spielte keine Rolle (mehr). Das war übrigens 1817 noch ganz anders gewesen, als eine besondere Feier erst auf Bitten lutherischer Lipper von Fürstin Pauline gestattet wurde.“

12.05.2014 Birgit Brokmeier
Quelle: http://www.lippische-landeskirche.de/side.php?news_id=4544&part_id=1&navi=1

Quellen zum Ersten Weltkrieg im Landeskirchlichen Archiv Detmold

I. Best. Konsistorialregistratur
1. Rundschreiben des Konsistoriums hinsichtlich zu treffender Maßnahmen zur Linderung der Not der Bevölkerung und der Soldaten an der Front
2. Akten über die „besondere Betätigung der Lippischen Landeskirche aus Anlass des Krieges“ 1914-1918 mit Reaktionen des Konsistoriums auf staatliche Anordnungen zur Linderung der Kriegsnot und deren Umsetzung in den Gemeinden. Themen bilden u.a. die Bekämpfung des Hungers, die Rationierung der Futtermittel, soziale Kriegshilfe, Hinterbliebenenversorgung, Kriegspatenschaften, der Einsatz des Frauendienstes sowie die Versorgung Verletzter auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit (3 Bde.).

II. Kirchengemeindearchive
1. Feldpostbriefe an die Pfarrer der ev.-ref. Kirchengemeinden Falkenhagen, Detmold und Schötmar
2. generell Kirchenvorstandsprotokolle betr. Unterstützung der Soldaten im Felde durch Gemeinde und Pfarrer
3. Gedenkgottesdienste und Gebete

III. Nachlässe
1. Wilhelm Butterweck, Pfarrer u. a. in Schötmar 1908-1939: Kriegstagebuch 1914-1916
2. Sammlung Otto v. Reden: Lebenserinnerungen

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, 3/1915

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe) Nr. 3 / 1915 (Ausschnitt)

Von den Kriegsschauplätzen:
Langsam aber ständig geht es voran. Nicht müde werden, liebe Brüder, durchhalten, durchhalten!
Und nun: Mit Gott, für Gott, zu Gott!

Download der Ausgabe 3 / 1915

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, 12/1914

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe) Nr. 12 / 1914 (Ausschnitt)

Seit mehr als hundert Jahren haben zum ersten Mal feindliche Schiffe ihren donnernden Gruß Englands, des „seebeherrschenden“ Englands Küste Entboten! Einer von uns war dabei!

Download der Ausgabe 12 / 1914

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, 3/1914

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe) Nr. 3 / 1914 (Ausschnitt)

Ihr lieben Gemeindeglieder draußen im Felde!
Ein großes, heiliges Vorrecht haben wir Deutschen vor all unseren Feinden: wir dürfen Gott um den Sieg unserer Waffen bitten! Nicht England noch Frankreich, nicht Belgien noch Serbien, nicht Rußland noch Japan, nein, nur Oesterreich und Deutschland kann dem heiligen, gerechten Gott demütig bittend nahen, weil heilig und gerecht unsere Sache ist. Und Lob und Dank unserem Kaiser, daß er uns diese unzerbrechliche Waffe gegeben hat!

Download der Ausgabe 3 / 1914

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße der Kirchengemeinde Lüdenhausen, 2/1914

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„Schütz Dich Gott!“ Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen (Lippe) Nr. 2 / 1914 (Ausschnitt)

Zur Beachtung!
1.    Gebt Eure Adresse ganz genau an, (Armeekorps, Division, Regiment, Bataillon, Compagnie) da Euch sonst unsere Briefe nicht erreichen.
2.    Eure Pflicht ist es, möglichst oft zu schreiben, vor allen Dingen nach jedem Gefecht oder jeder Schlacht, sobald Ihr könnt. Schreibt aber nie „wir haben stark gelitten“ oder „es sind viele gefallen“, da das Aufregung in der Gemeinde gibt.
3.    Ist jemand verwundet so soll er selbst so schnell wie irgend möglich schreiben oder schreiben lassen mit genauer Angabe der Art seiner Verwundung. Niemand anders aber schreibe, darum bitte ich alle ganz dringend, seinen Angehörigen davon, da das zu den größten Aufregungen führt.
4.    Seht ihr ein Kind unserer Gemeinde neben euch fallen, kein Wort davon nach Hause geschrieben! Wir haben es erlebt, daß die Toten nur leicht verwundet waren. Wieviel Kummer hatten die Eltern durch jene Nachricht gehabt. Sehr ihr aber wirklich jemanden neben euch sterben, so teil es mir sofort in einem Briefe mit und schreibt wie und wo er gefallen ist.
5.    Alles Traurige was Ihr erlebt, Hunger, Durst etc. behaltet still für Euch, macht Euren Lieben das Herz nicht schwer

In treuer Sorge um Euch und Eure Angehörigen bittet Euch darum
Euer Pastor.

Download der Ausgabe 2 / 1914

Signatur: Landeskirchliches Archiv Detmold, Archiv der Kirchengemeinde Lüdenhausen

Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen „Schütz dich Gott“

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Die Heimatgrüße für die Soldaten der Gemeinde Lüdenhausen „Schütz dich Gott“ sind mit wenigen Ausnahmen wöchentlich erschienen. Verfasst wurden sie vom Gemeindepfarrer Paul Ruperti. Er war zwischen 1910 und 1937 Pfarrer in Lüdenhausen. Der im Jahr 1879 in Braunschweig geborene Ruperti verstarb 1937 auf Amrum. 1925 veröffentlichte Paul Ruperti eine 48-seitige Schrift zum 50-jährigen Jubiläum des Hermannsdenkmals, dessen Bild auch seine „Heimatgrüße“ zierte, unter dem Titel „Hermann der Befreier. Ein Gedenkblatt zum 16. August 1925“.

Die Briefe „Schütz Dich Gott!“ an die Soldaten im Felde – in Stil und Layout an einen klassischen Gemeindebrief erinnernd – beinhalten in der Regel eine Predigt und Nachrichten aus der Gemeinde. Diese Gemeindenachrichten beziehen sich häufig auf die daheim in „Urlaub“ befindlichen Soldaten aus dem Felde und verbreiten zudem Neuigkeiten über gefallene oder gesundete Soldaten.

Auch gab der Pfarrer den Soldaten strikte Anweisungen, wie sie ihre Feldpost formulieren sollten, um in der Heimat und bei den eigenen Familien für so wenig Sorge und Aufruhr wie möglich zu sorgen. Zum Teil wurden auch Gedichte und Ehrentafeln abgedruckt. An Neujahr, Ostern, Pfingsten und Weihnachten gab es ein koloriertes Deckblatt.

 (Kristina Ruppel, Landeskirchliches Archiv Detmold)