Feldpostkarten und Fotos aus den Lazaretten gibt es relativ zahlreich. Sie vermitteln eher ein beschauliches, fröhliche Leben dort, Leid und Tod bleiben ausgespart. Eher selten sind Berichte vom Alltag in den Lazaretten. Reservist Gustav Koch war 1915 im Vereinslazarett vom Roten Kreuz Schweicheln auf dem Gelände der Brauerei Felsenkeller. Er schrieb am 18. Juni 1915 aus Schweicheln nach Eickum an seine Frau Luise (hier korrigiert und sinngemäß ergänzt wiedergegeben):
„Liebe Luise! Teile mit, dass der Oberstabsarzt heute Nachmittag dagewesen ist, war aber nicht sehr ernst. Hat sich die Platte angesehen, meinte denn das wäre schwierig. Was ich meinte, ob es wohl operiert werden müsse? Habe Ihm denn gesagt, ich glaubte es nicht, den ich hoffte dass sich das langsam besserte, denn Schmerzen hätte ich nicht. Er war dann ja auch der Meinung und ich bleibe hier und vorläufig wird nichts gemacht denn das Eitern kömmt nach meiner Meinung nur von etwas Nass her, und das ist ja nicht so schlimm. Vielleicht kann ich heute Nachmittag kommen, bestimmt ist es aber nicht, kann auch sein, dass ich morgen kommen kann. Dein Gustav“

Foto-Feldpostkarte von Gustav Koch aus dem Vereinslazarett vom Roten Kreuz Schweicheln (Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 446)
Offenbar wurde ihm nach einer schwereren Verletzung eine „Platte“ eingesetzt, deren Wunde immer noch eiterte. Anhand der überlieferten Feldpostkarten von Gustav Koch ist festzustellen, dass er seit seiner Verletzung wohl mehrere Lazarette durchlaufen hat: Bereits am 11. Oktober 1914 schreibt er aus dem Lazarett in Straßburg, am 27. Oktober aus Freiburg/Breisgau, am 30. Oktober aus dem Herforder Lazarett im Schützenhof auf dem Stiftberg. Dort war er offenbar längere Zeit, denn von dort treffen Karten im Januar und Februar 1915 ein, eine Fotokarte sogar vom Ausflug des Lazaretts zum Hermannsdenkmal. Mindestens von März bis Juli 1915 war er dann im Lazarett in Schweicheln, woher er seiner Frau Bilder der „Hauskapelle“ und des „Künstlervereins“ dort sandte, auf denen er mit seiner Geige zu sehen ist.
Gustav Koch überlebte den Krieg, ob ihm aber der Spruch „Vertrau auf Gott“ auf einer seiner weiteren Feldpostkarten geholfen hat, bleibt unklar.

Feldpostbrief von Gustav Koch aus dem Vereinslazarett vom Roten Kreuz Schweicheln vom 18.6.1915 (Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 446)
Transkription:
[18.6.1915 Schweicheln nach Eickum 100]
An
Frau
Luise Koch
Eickum 100
K[reis] HerfordAbsender
Reservist G. Koch
Lazarett Schweicheln]Liebe Luise!
Teile mit das der Oberstabts-
artz heute nachmittag dagewesen
ist, war aber nicht sehr ernst hat sich die
Platte angesehen meinte denn
das wär schwierig was ich meinte
ob es wohl Operirt werden müsse
habe Ihm denn gesagt glaubete
es nicht, den ich hoffte das sich
das langsam besserte den Schmerzen
hätte ich nicht war den ja auch
der Meinung und bleibe hier und
vorläufig wird nichts gemacht den
das Eitern kömmt nach meiner
Meinung nur von etwas Nass
her, und das ist ja nicht so schlimm
vielleicht kann ich heute nachmittag
bestimmt ist es aber nicht kann
auch sein das ich morgen kann.
Dein Gustav
(Christoph Laue, Stadtarchiv Herford)
Signatur: Kommunalarchiv Herford, Stadtarchiv Herford, Slg. E 446