Geheimhaltung militärischer Einzelheiten in Todesanzeigen, 1914

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Zeitungsausschnitt aus dem „Gütersloher Tageblatt“ (GTB) vom 11. August 1914 über die Geheimhaltung militärischer Einzelheiten in Familienanzeigen.

Gütersloh, 11. August.
[Inserate der Zeitungen.] Verschiedene Zeitungen enthalten in der letzten Zeit Anzeigen über Eheschließungen und Todesanzeigen, in denen bei den aufgeführten Militärpersonen die Regimenter und jeweiligen Standorte genannt werden. Es wird nun ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß derartige Mitteilungen gegen die Bestimmung des Reichskanzlers betr[effs] Geheimhaltung militärischer Einzelheiten verstoßen. Die Zeitungen sind angewiesen, derartige Inserate für die Folge selbständig zu ändern.

Umbenennung eines Hotels, Bielefeld, 8. August 1914

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„Spionitis“ genannt wurde die übertriebene Furcht vor Agenten und allem, was fremd erschien. Noch in der ersten Kriegswoche änderte das Grand-Hotel Geist am Hauptbahnhof seinen allzu französisch und damit unpatriotisch klingenden Namen zu „Bielefelder Hof“.

(Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld)

Quelle: Bielefelder General-Anzeiger v. 8. August 1914

Signatur: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 5

Verhaftung eines Fotografen, 6. August 1914

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Otto Zähler erschien wegen seiner Kamera verdächtig. Unmittelbar nach dieser Aufnahme am Bielefelder Hauptbahnhof wurde er festgehalten: „Der junge Mann links, mit dem geladenen Gewehr in der Hand hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich an derselben Stelle als vermeintlichen Spion zu verhaften.“ (Foto: Otto Zähler).

(Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld)

Signatur: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,10/Sammlung Militärgeschichte, Nr. 299

Lit.: Jochen Rath, Der Kriegssommer 1914 in Bielefeld – Otto Zählers „Illustrierte Kriegschronik eines Daheimgebliebenen“, in: Ravensberger Blätter 2011, Heft 1, S. 1-17

Bildung von Bürgerwehren im Kreis Halle/ Westf., August 1914

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Bereits unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden in allen Ämtern des ehemaligen Kreises Halle – wie hier im Falle Borgholzhausens – bewaffnete Bürgerwehren gebildet. Diese Wehren waren knapp 400 Mann stark und sollten die örtliche Polizei bei der Spionageabwehr unterstützen. Inwieweit sie tatsächlich flächendeckend aktiv wurden, lässt sich den Akten nicht entnehmen.

(Ralf Othengrafen, Kreisarchiv Gütersloh)

Signatur: Kreisarchiv Gütersloh, H LR 2 K – 002/04

Das erste unschuldige Kriegsopfer, 2. August 1914

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Traueranzeige für Erika Buddeberg, die der Spionen-Hysterie zum Opfer fiel

Die allgemeine Nervosität nahm bisweilen hysterische Züge an, konnte aber auch tragisch enden. Die zwölfjährige Erika Buddeberg aus Bielefeld wurde am 2. August 1914 in Kleinenberg im Kreis Paderborn erschossen. An einer Straßensperre postierte Angehörige des örtlichen Kriegervereins hatten im Auto der Familie russische Agenten vermutet und das tödliche Feuer eröffnet. Die verbreitete und auch von den Zeitungen geschürte Spionagefurcht („Spionitis“) griff ungehemmt um sich, so dass mancher, „der irgend ein etwas aussergewöhnliches Aussere[s] im Gesicht oder in der Tracht oder an der Sprache zur Schau trägt“, wie mehrfach beobachtet, Gefahr lief, „als Spion festgenommen zu werden […]. Selbst Diakonissen vom Mutterhause Sarepta sind als vermeintlich verkleidete französische Spione auf Bahnstationen verhaftet worden“, kommentierte Otto Zähler.

(Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld)

Quelle: Bielefelder General-Anzeiger v. 3. August 1914

Signatur: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 5

Lit.: Salchow, Peter, Am 2. August 1914 starb Erika Buddeberg: „das erste unschuldige Opfer dieses grossen Krieges“, in: Ravensberger Blätter 2014, Heft 1, S. 1–8.