Aus der „Kriegschronik“ des Rettungshauses Schildesche, 25.12.1917

Auch die 4. Kriegsweihnacht durften wir in gewohnter Weise fröhlich feiern, bei reich gedecktem Gabentisch. Zwar waren nur wenige Pakete eingegangen; dafür überstiegen die Geldgaben diesmal die Summe von 2.000 M[ark]. […]

Quelle: Aus der „Kriegschronik“ des Rettungshauses Schildesche, von Anstaltsleiter Pastor Paul Bellingrodt (1875-1951)

Signatur: Archiv des Ev. Johanneswerks, Re/Schild – 5

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Hartmann (Rödinghausen), 18.12.1916

Übereinstimmend wird erzählt, wie mißvergnügt die Urlauber sprechen. Einer aus Lage habe gesagt: Im Frühjahr kriegen wir was auf den Deckel. Ein anderer habe gesagt: ach was Hände hoch, dann hat die Schlächterei ein Ende.. Ich höre, daß 3 ausgebrochene Gefangene in Osnabrück wiedergefangen sind. Der Oberwachtmeister sagt daß viele durchkommen. Heinr[ich] Heermeier auf Urlaub kommend erzählt, daß in seinem Dorf 3 Deutsche aus der fr[an]z[ösischen] Gefangenschaft entronnene Deutsche angekommen seien. – Leider lese ich im fr[an]z[ösischen] Tagesbericht, daß vor Verdun 9.000 deutsche Gefangene gemacht sind & der Geländeverlust ist auch nicht unbedeutend. Da scheint irgend etwas nicht zu stimmen. – Christbäume aus dem Walde geholt.

Aus dem Kriegstagebuch von Pfarrer Ernst Hartmann, Kirchengemeinde Rödinghausen, 18.12.1916

Signatur: LkA EKvW Best. 4.31 Abt. B HS 2 (Quelle); LkA EKvW W 15193 (Transkription)

Zweite Feld-Weihnacht 1915

Feldpostkarte „Zweite Feld-Weihnacht 1915“. Vermutlich gesendet an Pfarrer August Lohmeyer (1865-1950), der von 1907 bis 1931 die 2. Pfarrstelle der reformierten Stadtgemeinde Detmold (heute Detmold-West II) inne hatte.

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Das Christuskind, Engel und der Nikolaus lassen Plätzchen zu den ermatteten Soldaten in den Schützengraben regnen.

Die bayerische Kartenfelddruckerei widmete diese Feldpostkarte rückseitig den „Kameraden der 6. Armee“. Das Wappenschild zeigt den bayerischen Löwen – ergänzt um Pickelhaube und Dolch. Die größtenteils aus bayerischen Truppen zusammengestellte 6. Armee war an der Westfront eingesetzt. Ihr Hauptquartier befand sich seit dem 8. November 1914 in Lille und ab dem 29. Februar 1916 in Douai. Zu Weihnachten 1915 waren Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955), der letzte bayerische Kronprinz, ihr Oberbefehlshaber und Generalleutnant Hermann von Kuhl (1856-1958) ihr Stabschef.

Die Illustration stammt von Hermann Vogel, der u.a. auch eine weitere Feldpostkarte im Jahr 1916 für die 6. Armee gestaltet hat.

Quelle: Archiv der Lippischen Landeskirche, Sammlung August Lohmeyer (Unverzeichnet)

Weihnachtsgrüße des Theologiestudenten Alfred Heinisch von der Front, 1915

Nordwestfront
Dezember 1915

Hochverehrter Herr Pastor Jaeger!
Hochverehrte Frau Pastor!

Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Gruß! Es freut uns im Felde jedes Wort der Teilnahme, wie auch mir oft nach Hause danken und uns freuen, daß daheim wenigstens Frieden ist und wir nicht umsonst leiden. Auch der Christ braucht sich seiner Angst nicht zu schämen. Aber es ist ein Leid, immer in Angst zu sein, und dagegen tröstlich, daß man sich letzten Endes doch in des Herrn Hand weiß. Neulich erhielten wir beim Ausschachten eines Wassergrabens hinter der vorderen Stellung Artilleriefeuer. Ohne Unterstände, nur mit dem geringen Schutz des Grabens, erwarteten wir jede Granate, wie sie zischend herankam, in atemloser Spannung. Es wurde, gottlob, niemand verletzt. Der beste Treffer war ein Blindgänger. Vor einigen Tagen mußte ich mit einem Kameraden über eine weite Höhe, auf der uns die Engländer gut beobachten konnten. Während ich etwas unruhig einen Flieger über uns beobachtete, den ich dann allerdings als einen deutschen erkannte, fand der andere – ein Buch:
Manuel des Enfants de Marie, ein Werk, das mich in der Achtung, die ich auch vor der katholischen Kirche habe, noch bestärkt. Es ist eben nicht alles Formsache, sondern auch drüben ein Glaube möglich, der bewahrt und auch zum Leben führen kann, wo Aufrichtigkeit ist. In dem Orte, wo wir sonst in Ruhe liegen, gehen viele Leute täglich, wahrscheinlich zu kurzer Andacht, in die Kirche. Neulich hatten wir ein schönes Weihnachtskonzert in einer Ortschaft hier dicht hinter der Front. Weihnachten wird es uns vielleicht vergönnt sein, in Ruhe zu feiern.
Zu dem schönen Feste sendet Ihnen die herzlichsten Segenswünsche

Ihr
Alfred Heinisch.

Alfred Heinisch, geboren am 27.9.1893, war im Sommersemester 1914 Student an der Theologischen Schule Bethel. Pastor Samuel Jaeger war Rektor der späteren Kirchlichen Hochschule.

Quelle: LkA EKvW Bestand 13.99 (Kirchliche Hochschule Bethel), Nr. 1250/2

Brief von der Front an das Pfarramt in Werther, 30.12.1914

An das Pfarramt zu Werther
30.12.1914

Freudigen Herzens habe ich die liebevollen Grüße aus der teuren Heimat aufgenommen und bringe dafür meinen tiefgefühlten, herzlichsten Dank. Die lieben friedlich läutenden Weihnachtsglocken waren bei uns verstummt, stattdessen hörte man das Dröhnen und Krachen der Kanonen. Schon am Tage vor dem Feste griffen die Franzosen verschiedene Stellungen von uns an, wurden dann aber [unter] schweren Verlusten zurückgeschlagen und dabei noch gegen 200 Gefangene gemacht. Heiligen Abend feierten wir in Beisein unseres Hauptmanns in der Steinhöhle, welcher eine tiefergreifende, eindrucksvolle Ansprache an die Kompagnie hielt. Auch einer unserer Kameraden nahm das Testament zur Hand und reichte trostreiche Worte an uns. [?] Die Höhle war ausgeschmückt mit Tannenzweigen und in der Mitte leuchtete der schöne Christbaum. Vor allem habe ich meinem Gott gedankt, der uns auch hier auf Frankreichs Boden hat Weihnachten feiern lassen, gedacht der Kameraden, die der grüne Rasen in sich birgt und gedankt unserem allmächtigen Gott der uns beschützt hat in den Tagen wo wir von Not, vom Tode und von Gefahr umringt waren. Am ersten Feiertage kamen wir dann zur Ablösung der anderen kurz [?] in den Schützengraben und gleichzeitig durfte ich am selbigen Abend auf Vorposten ziehen. Gedacht habe ich meiner lieben Heimat als die Kameraden im Schützengraben die lieben Weihnachtslieder anstimmten, so bleibt mir diese als eine stete Erinnerung, wenn ich gesund meine Heimat wiedersehen werde. Den lieben Heimatgemeinden meinen herzlichsten Dank und viele liebe Grüße sendet
Jäger August Heidbrede

Signatur: LkA EKvW 4.81 Nr. 501